Naypyidaw Suu Kyis Image als Freiheits-Ikone bekommt Kratzer

Naypyidaw · Laute Proteste und leise Kritik – das ist die in Birma lange wie eine Heilige verehrte Aung San Suu Kyi nicht gewohnt. Auf Unverständnis auch in der eigenen Partei stieß gestern ihre Teilnahme an einer Militärparade. Parteimitglieder, die das Militär teils jahrelang eingekerkert hatte, reagierten konsterniert. Suu Kyi kennt eigentlich nur Bewunderung für ihre furchtlose Art, wie sie der Militärjunta die Stirn bot und dafür 15 Jahre Hausarrest in Kauf nahm. Das hat sich geändert, seit die 67-Jährige vor einem Jahr als Kandidatin bei den Nachwahlen in Birma in die Niederungen der Politik hinabstieg.

Jetzt sitzt sie im Parlament; Realpolitik verlangt Kompromisse. Mitte März entlud sich die Enttäuschung über Suu Kyi bei Hunderten Dorfbewohnern in Monywa in Nordbirma. Sie war gekommen, aber statt die Sorge der Anwohner um Umwelt und Felder zu unterstützen, drängte Suu Kyi sie, ihren Protest gegen eine chinesische Kupfermine aufzugeben. Die Nation brauche die Einkünfte. Menschenrechtler warteten lange vergeblich darauf, dass Suu Kyi die Diskriminierung der muslimischen Minderheit der Rohingya verurteilen möge. Doch Suu Kyi blieb vage.

(RP)
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