Persönlich Sylvia Mathews Burwell . . . ist Obamas neue Ministerin

Wahrscheinlich hat sich Sylvia Mathews Burwell (48) ein Leben lang mit Stereotypen herumschlagen müssen. Die neue US-Gesundheitsministerin stammt aus Hinton, West Virginia, einem Nest mit zweieinhalbtausend Einwohnern. West Virginia – damit assoziieren Amerikaner nicht nur Kohlegruben, sondern auch den übergewichtigen Hinterwäldler. Aus Hinton ins Weiße Haus – solche Karrieren passen nicht zum Klischee. Burwell aber ist mit dem Weißen Haus so vertraut, wie es nur altgediente Veteranen von sich behaupten können. Nach dem Studium in Harvard und Oxford und einem Berufsstart bei McKinsey fing sie 1993 im Beraterstab des Präsidenten Bill Clinton an, im Nationalen Wirtschaftsrat, dem Robert Rubin vorstand. Als Rubin Finanzminister wurde, folgte sie ihm als Stabschefin, bevor sie in die Machtzentrale zurückkehrte. Die acht Jahre, in denen der Republikaner George W. Bush im Oval Office regierte, überbrückte sie bei Stiftungen.

Burwell ist die ultimative Insiderin. Die Mechanismen des Regierens kennt sie wie ihre Westentasche, ihre Stärke ist gründliches, beharrliches Organisieren. "Stellen Sie sich jemanden mit einer Checkliste in der Hand vor, das wäre dann Sylvia", sagt der Wirtschaftsexperte Gene Sperling. Vor zwölf Monaten übernahm die Enkelin griechischer Immigranten die Leitung des Budgetbüros des Weißen Hauses, ergo war sie mittendrin, als der Haushaltsstreit zwischen Demokraten und Republikanern eskalierte und Ministerien ihre Mitarbeiter in den Zwangsurlaub schicken mussten. "Die Leute haben plötzlich entdeckt, dass die Regierung durchaus wichtige Dinge tut", sagte sie. Jetzt übernimmt sie die Arbeit von Kathleen Sebelius, die nach mehreren Pannen bei der Umsetzung der Gesundheitsreform zurückgetreten ist. Wäre es nach Burwells Mutter gegangen, hätte sich ihre Tochter irgendwann fürs Gouverneursamt West Virginias beworben.

(RP)
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