Tarifpolitik mit Verstand

Warnstreiks in einer Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie sind so sicher wie das Amen in der Kirche. Und doch beschlich Beobachter in diesem Jahr der Eindruck, dass da irgendwas aus dem Ruder zu laufen drohte. Der Ton war auf beiden Seiten viel gereizter als sonst. Der IG-Metall-Drohung mit 24-Stunden-Warnstreiks setzten die Arbeitgeber ein historisch niedriges Angebot entgegen. Auch Urabstimmung und Streik schienen nicht mehr völlig ausgeschlossen.

Und doch hat in der Nacht zu gestern der Verstand gesiegt. In Runde fünf schafften Gewerkschaft und Arbeitgeber in NRW ein Ergebnis, mit dem alle Seiten leben können. Die Lohnerhöhung in zwei Stufen ist fraglos hoch - und trotzdem vertretbar. Immerhin ist bei 80 Prozent der Unternehmen die Ertragslage gut. Für die krisengebeutelten Betriebe haben die Arbeitgeber die gewünschten Ausnahmen durchgesetzt. Wem es schlecht geht, der darf abweichen. Jetzt haben die Firmen für knapp zwei Jahre Ruhe und damit Planungssicherheit. Dass alle Seiten sich gestern zufrieden auf die Schultern klopften, ist berechtigt.

(maxi)
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