Lagos Terror in Nigeria - und die Regierung ist machtlos

Lagos · Nigeria, das bevölkerungsreichste Land Afrikas, verzweifelt an der Gewalt im eigenen Land. Immer wieder gibt es Überfälle der islamistischen Miliz Boko Haram mit vielen Toten und Entführten. Rund 200 Mädchen hatte die Gruppe im April in ihre Gewalt gebracht - sie werden immer noch festgehalten. Die Regierung steht dem Terror weitgehend machtlos gegenüber. Kürzlich flohen nach Angaben der Online-Zeitung "Sahara Reporters" Soldaten der nigerianischen Armee, als Kämpfer von Boko Haram den Ort Gwoza im Bundesstaat Borno ganz im Nordosten des Landes einnahmen und mindestens 100 Menschen getötet haben sollen. Die Menschenrechtler von Amnesty International werfen den nigerianischen Streitkräften außerdem Kriegsverbrechen bei ihren Einsätzen gegen Boko Haram vor.

Nigeria, das bevölkerungsreichste Land Afrikas, verzweifelt an der Gewalt im eigenen Land. Immer wieder gibt es Überfälle der islamistischen Miliz Boko Haram mit vielen Toten und Entführten.

Rund 200 Mädchen hatte die Gruppe im April in ihre Gewalt gebracht - sie werden immer noch festgehalten. Die Regierung steht dem Terror weitgehend machtlos gegenüber. Kürzlich flohen nach Angaben der Online-Zeitung "Sahara Reporters" Soldaten der nigerianischen Armee, als Kämpfer von Boko Haram den Ort Gwoza im Bundesstaat Borno ganz im Nordosten des Landes einnahmen und mindestens 100 Menschen getötet haben sollen. Die Menschenrechtler von Amnesty International werfen den nigerianischen Streitkräften außerdem Kriegsverbrechen bei ihren Einsätzen gegen Boko Haram vor.

Die Bevölkerung habe das Vertrauen in die Regierung längst verloren, sagt Mohammed Muntaqa Ahiwa, Journalist aus Nordost-Nigeria. "Die Regierung ist schwach, das Land von Korruption durchzogen. Viele Männer, die hohe militärische Ämter bekleiden, bereichern sich selbst, und Präsident Goodluck Jonathan ist eingeschüchtert. Deshalb versorgt er die Militärs immer wieder mit Geld." Doch gegen den Terror kommt die Armee nicht an.

Die Situation im Land ist unübersichtlich. Welches Ziel die Terrorgruppe Boko Haram genau verfolgt, ist unklar. Der Journalist Jan-Philipp Scholz vermutet, dass die Gruppe die Regierung und die gesamte politische Lage im Land weiter destabilisieren will. Scholz wird im September gemeinsam mit einem Kollegen als Korrespondent für die Deutsche Welle aus Nigerias größter Stadt Lagos berichten.

"Einige Leute benutzen die Religion, um sich persönlich zu bereichern", meint der Journalist Ahiwa. "Boko Haram ist eine terroristische Organisation und hat mit Religion nichts mehr zu tun", sagt er. Anfangs sei es darum gegangen, eine reine Form des Islam zu finden. Sowohl in der Bevölkerung als auch in der Politik habe es Unterstützer gegeben. "Dann hat sich die Gruppe radikalisiert und brutalisiert. Mittlerweile werden die Mitglieder als Banditen betrachtet." Die Bevölkerung versetzen die Islamisten immer wieder aufs Neue in Angst und Schrecken. Die Zahl der Angriffe auf Christen, die mehrheitlich im Süden des Landes leben, sei aber zurückgegangen, so Ahiwa.

Auch für Journalisten wird die Arbeit zusehends schwerer. "Viele Reporter sind bereits bedroht worden", berichtet Ahiwa. Journalisten aus dem Inland müssten aus Sicherheitsgründen regelmäßig ihren Wohnort wechseln. Dabei gehe die Gefahr nicht ausschließlich von Boko Haram aus. Auch das Militär wolle eine Berichterstattung häufig verhindern.

(RP)
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