Persönlich Theo Waigel ... erfand den Namen "Euro"

Theo Waigel scherzte gern mit seinem vollständigen Vornamen: "Theodor" - das sei griechisch und bedeute so viel wie Gottesgeschenk. Da mischte sich Selbstironie mit einer hohen Meinung von sich selbst. Ob der frühere Bundesfinanzminister (1989 bis 1998), der gestern 75 Jahre alt wurde, für seine Landsleute eine wertvolle politische Gabe war - darüber streiten Freunde und Gegner des Mannes mit den dunklen Augenbrauen-Büscheln über der randlosen Brille. Die einen sagen, der Maurer- und Kleinlandwirtssohn aus einem bayerisch-schwäbischen Dorf (der unvergessene Journalist und Lebemann Peter Boenisch spottete: "Einmal um die Kirche und dann ab ins Wirtshaus") sei nach der Wiedervereinigung der Schuldenmacher der Nation gewesen, ein willfähriger Vollstrecker der großen politischen Linien, die ihm der bewunderte Bundeskanzler und Nicht-Ökonom Helmut Kohl vorgab.

Waigel mochte sich als großer CSU-Chef (1988 bis 1999) empfinden, doch CDU-Koloss Kohl ließ ihn stets spüren: Der Boss bin ich.

Freunde Waigels rühmen ihn als verlässlichen Kameraden - er stand zum Parteispendensünder Kohl, als andere Unions-Leute die Straßenseite wechselten, sobald "der Dicke" auftauchte. Viele attestieren dem als Rechtsanwalt zugelassenen Waigel politisch-ökonomischen Weitblick, weil er von Beginn an unbeirrt das Projekt Euro förderte und gegen west- und südeuropäische Schlendriane strenge Stabilitätskriterien erkämpfte. Dass andere diese später verletzten, war nicht Waigels Schuld. Er war es im Übrigen, der den Währungsnamen "Euro" erfand.

Der rüstige Senior ist Optimist geblieben. Er sagt: "Wir leben in der besten aller Zeiten, komme mir niemand mit der guten alten Zeit." Waigel ist in zweiter Ehe mit dem früheren Ski-Ass Irene Epple-Waigel verheiratet. Er hat zwei Kinder aus erster und ein Kind aus zweiter Ehe.

(RP)
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