Persönlich Thomas Kutschaty . . . wird neuer Chef der SPD in Essen

Eigentlich sollte der Bart, den er sich im vorigen Jahr im Sommerurlaub hat wachsen lassen, längst ab sein. Doch Thomas Kutschaty (47) hat sich bislang noch nicht dazu durchringen können, den sorgsam gepflegten Vollbart abzurasieren. Doch ob mit oder ohne - am Samstag wird der nordrhein-westfälische Justizminister zum neuen Vorsitzenden der Essener SPD gewählt.

Der Unterbezirk ist wegen der umstrittenen Unterbringung von Flüchtlingen in eine Zerreißprobe geraten; entnervt hatte Parteichefin Britta Altenkamp die Brocken geschmissen. Dass Kutschaty, bislang Vizeparteichef in seiner Heimatstadt Essen, die Nachfolge antreten würde, lag auf der Hand. Ihm wird zugetraut, die aufgewühlte Partei nach innen und außen befrieden zu können. Deswegen (und weil es keinen anderen Kandidaten gibt) ist es nicht die Frage, ob er am Samstag gewählt wird, sondern nur mit welchem Ergebnis.

Als Justizminister hat der Vater von drei Kindern allerdings nicht immer eine gute Figur gemacht. In seiner Amtszeit (seit 2010) hat es immer wieder Justizskandale gegeben, wie etwa zuletzt den Vorfall in Köln, als ein Häftling in der Kneipe seinen beiden Bewachern entkommen konnte. Kutschatys Vorgängerin Roswitha Müller-Piepenkötter (CDU) wäre dafür von der SPD "gegrillt" und zum Rücktritt aufgefordert worden. Kutschaty bringt es dagegen auch fertig, die Schließung von zwei Justizvollzugsanstalten (JVA) in Krefeld und Mönchengladbach nur wenige Monate später wieder rückgängig zu machen. Seine offenkundige Fehleinschätzung der Belegungssituation in den JVA hat zwar ein leichtes Grummeln bei der Opposition ausgelöst, aber mehr auch nicht.

Insider in der SPD glauben nicht, dass die Karriere von Kutschaty, der auch gern in der Bundespolitik "mitmischt", mit seinem jetzigen Ministeramt beendet ist. Er selbst glaubt das vermutlich auch nicht. Doch zu seinen Stärken gehört, dass er sich zurückhalten kann.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort