Persönlich Thomas Purwin . . . tritt wegen Hassmails zurück

Auf Thomas Purwins Facebook-Seite steht ein Foto weit oben. Es zeigt graue Schlüsselanhänger mit den Aufschriften: "Hut ab" und "Respekt". Seit einigen Wochen weiß der Vorsitzende der SPD im münsterländischen Bocholt nur zu gut, was das bedeutet: Purwin trat nach Drohungen gegen ihn, seine Lebensgefährtin und seine kleine Tochter von seinem Amt zurück. Die Verfasser der Hassmails hätten eine Grenze überschritten, teilte der 35-Jährige gestern mit. Das könne er als Familienvater auf keinen Fall hinnehmen. Schweren Herzens ziehe er sich daher aus der Bocholter Lokalpolitik zurück.

Thomas Purwin (SPD) tritt wegen Hassmails zurück
Foto: SPD Bocholt/dpa

Anfang Oktober hatte Thomas Purwin schon den Parteitag der Bocholter SPD abgesagt, weil er kurz zuvor eine anonyme Morddrohung erhalten hatte mit der Drohung, ihm werde auf dem Rückweg der Schädel eingeschlagen. Damals hatte er bereits entschieden, sich mit Rücksicht auf seine Familie vorerst nicht zur Wiederwahl zu stellen. Immer wieder hatte er ausländer- und judenfeindliche Mails erhalten, ebenso wie der Bocholter Bürgermeister sowie der Kämmerer. Bei der Bocholter Stadtverwaltung patrouillieren deswegen Sicherheitsdienste.

Dort hat auch Purwin seinen Arbeitsplatz. Seit 1999 arbeitet er bei der Stadt Bocholt und leitet dort das Standesamt. Vor öffentlichen Auftritten hatte er nie Scheu: Im Karneval tritt er gern als Büttenredner auf.

Auch nach dem abgesagten Parteitag hatte es zunächst so ausgesehen, als würde er sich trotzdem weiterhin politisch engagieren. Der Zuspruch, den er im Netz und in seiner Partei erfuhr, mag ihn eine Weile getragen haben. SPD-Chef Sigmar Gabriel etwa hatte lange mit ihm telefoniert und danach gepostet: "Diese Morddrohungen gegen Thomas Purwin sind ein Angriff auf die Grundlagen unserer Demokratie." Doch die Hassbotschaften rissen nicht ab. Ganz im Gegenteil. Jetzt hat Thomas Purwin die Konsequenz gezogen.

(RP)
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