Istanbul Wieder Tote und Verletzte nach Anschlag in Istanbul

Istanbul · Die Täter hatten den Moment genau abgepasst. Als ein Bus der türkischen Bereitschaftspolizei im Bezirk Vezneciler, nur wenige Hundert Meter vom berühmten Großen Bazar entfernt, während einer Wachablösung eine Reihe geparkter Autos passierte, sprengten sie eines der Fahrzeuge in die Luft. Die Explosion warf den Bus auf den Mittelstreifen der mehrspurigen Durchgangsstraße. Mindestens sieben Polizisten und vier Passanten starben, 36 weitere Menschen wurden verletzt. Es war bereits der dritte schwere Terroranschlag in Istanbul in diesem Jahr. Präsident Recep Tayyip Erdogan machte kurdische Extremisten für die Bluttat verantwortlich.

Anschlag in Istanbul: Verletzte an Bushaltestelle
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Istanbul: Bombenanschlag auf Polizeifahrzeug

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Bisher hat sich noch keine Organisation zu der Attacke bekannt. Allerdings sprechen Ziel - Mitglieder der Sicherheitskräfte - und Methode (Autobombe) für kurdische Täter. Die Gewalttat ereignete sich in einer Phase, in der die Spannungen im Kurdenkonflikt wieder eskalieren: Die PKK greift im Kurdengebiet fast jeden Tag die Sicherheitskräfte an, die türkische Luftwaffe bombardiert Stellungen der PKK in Südost-anatolien und im Nordirak.

Auf politischer Ebene warf Erdogan türkischstämmigen Bundestagsabgeordneten in Deutschland gestern vor, PKK-Helfer zu sein - und ließ mit einer Massenversetzung von fast 4000 Richtern und Staatsanwälten die erwarteten Terror-Prozesse gegen kurdische Abgeordnete vorbereiten. Der kurdische Parlamentsabgeordnete Sirri Süreyya Önder sagte, Erdogan wolle mit den Umbesetzungen sicherstellen, dass die Mitglieder der Kurdenpartei HDP vor Gericht gestellt und verurteilt würden. Nach der Parlamentsentscheidung zur Aufhebung der Immunität aller Abgeordneten im vergangenen Monat lag die Entscheidung Präsident Erdogan gestern zur Abzeichnung vor. Ob es einen Zusammenhang zwischen dem Anschlag und diesem Datum gab, war zunächst unklar.

Der Angriff dürfte den Streit zwischen Ankara und der EU über die türkischen Terrorgesetze neu anfachen. So wurde in den Reihen der türkischen Führung nach den Attacken bereits Kritik an der EU-Forderung nach einer Liberalisierung der türkischen Terror-Gesetzgebung laut. Die Extremisten hätten ihre Opfer zu einer Zeit getötet, da die EU von der Türkei fordere, dem Terror gegenüber "weich" zu werden, sagte ein Regierungsvertreter. EU-Minister Ömer Celik sagte, der türkische Anti-Terror-Kampf sei auch wichtig für die Sicherheit der EU.

(RP)
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