Persönlich Travis Kalanick . . . ist ein Chef mit Führungsschwäche

Erst nimmt er sich ein Taxi seines eigenen Dienstes, nach der Fahrt kracht es dann gewaltig zwischen Uber-Chef Travis Kalanick und dem Fahrer des Autos. "Ich habe 97.000 Dollar verloren wegen dir. Ich bin pleite wegen dir", beschimpfte der Fahrer Kalanick. "Du erhöhst die Ansprüche für uns Fahrer, aber senkst kontinuierlich die Preise." Kalanick feuerte zurück: "Schwachsinn! Einige Leute wollen einfach keine Verantwortung übernehmen für ihren Mist. Sie beschuldigen für alles in ihrem Leben jemand anderen." Als der 40-Jährige endlich den Wagen verließ, rief er dem Fahrer noch wild gestikulierend hinterher: "Viel Glück, aber ich weiß, dass du nicht weit kommen wirst."

Wenig diplomatisch für einen Top-Manager. Besonders dumm gelaufen ist die Sache für Kalanick aber, weil der Streit auf Video festgehalten und nun vom Finanzdienst Bloomberg veröffentlicht wurde. Die Szene befeuert die Diskussionen um die aggressive Unternehmenskultur bei dem Fahrdienstvermittler. Kritiker sagen, Uber trage den Preiskampf mit Rivalen wie Lyft auf dem Rücken der Fahrer aus. Kalanick bestreitet dies, zumindest für den Premiumdienst Uber Black, den er selbst nutzt. Generell ist das Unternehmen für seine Praxis, private Auto- statt Taxifahrer zu nutzen, umstritten.

Kalanick gab sich nach dem Streit geläutert: In einer E-Mail an die Mitarbeiter entschuldigte er sich für sein Verhalten. Er sei beschämt, wie wenig respektvoll er den Mann behandelt habe. "Es ist klar, dass dieses Video eine Reflexion meiner selbst ist - und die Kritik, die wir erhielten, erinnert mich stark daran, dass ich mich fundamental ändern muss als Führungskraft und wachsen muss", schrieb Kalanick. "Es ist das erste Mal, dass ich eingestehe, ich brauche Hilfe bei der Führung."

Der Fahrer reagierte unterdessen auf seine ganz eigene Art - und gab dem Chef einen Stern. Die schlechteste Bewertung des Dienstes.

Ludwig Krause

(RP)
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