Tritt vors Schienbein

Man kann es sich einfach machen und die Ukraine-Abstimmung in den Niederlanden als Farce abtun. Das war keine machtvolle Protestbewegung: Am Ende hat nicht einmal jeder fünfte Wahlberechtigte mit Nein gegen den EU-Assoziierungsvertrag gestimmt. Und selbst die Organisatoren der Kampagne haben zugegeben, dass es ihnen überhaupt nicht um die Ukraine ging. Aber das wird das Triumph-Geheul im Kreml kaum mindern, und den Katzenjammer in Brüssel auch nicht. Denn ihr unmittelbares Ziel haben die "Nee"-Sager zweifellos erreicht: Sie haben der verhassten EU einen kräftigen Tritt vors Schienbein verpasst.

Die EU ist in Verruf geraten, und dies nicht ganz zu Unrecht. Viele Menschen in Europa identifizieren sich nicht mehr vorbehaltlos mit einem Projekt, das sich von den Sorgen der Bürger entfernt hat. Die EU muss sich in Frage stellen, sich verändern. Aber eine Konstruktion einreißen, die uns seit Jahrzehnten Frieden, Freiheit und Wohlstand garantiert, das will nur eine Minderheit. Von diesen Schreihälsen darf die EU nicht mutwillig kaputtgemacht werden.

(RP)
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