Berlin Trojaner angeblich auch auf Computer der Kanzlerin

Berlin · Beim Cyber-Angriff auf den Bundestag soll auch ein Rechner aus dem Bundestagsbüro von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) infiziert worden sein. Das berichtet die Zeitung "Bild am Sonntag". Ein Sprecher der Unionsfraktion wollte dies "weder bestätigen noch dementieren". Auch zur Frage, ob Daten abgesaugt wurden, wollte sich niemand aus Merkels Umfeld äußern. Die unbekannten Hacker hätten den Namen der Kanzlerin auch für das Versenden von infizierten E-Mails benutzt. Bei Abgeordneten sei eine Mail im Postfach aufgetaucht, deren Absender sich "Angela Merkel" genannt habe. Es sei es um eine Einladung zu einer Telefonkonferenz gegangen, der Link dazu infiziert gewesen. Neben dem Rechner Merkels sind dem Bericht zufolge auch die Linken-Abgeordnete Inge Höger, der Vorsitzende des Ausschusses für Verkehr und Digitales, Martin Burkert (SPD), und Bundestagsvizepräsident Johannes Singhammer (CSU) durch Trojaner betroffen. Die Cyber-Attacke auf den Bundestag nehme eine immer größere Dimension an, schrieb die Zeitung. Bis Freitagnachmittag seien 15 Computer nachweislich befallen gewesen.

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen warnte vor einer wachsenden Bedrohung durch Attacken über das Internet. "Cyberangriffe sind absehbar eine der größten Herausforderungen für die internationale Sicherheit der nächsten Dekaden", sagte die CDU-Politikerin der "Welt am Sonntag". Betroffen seien nicht nur staatliche Institutionen. Cyberangriffe könnten auch in Wirtschaft und in der öffentlichen Versorgung "enorme Schäden anrichten". Auf internationaler Ebene würden derzeit viele Gespräche geführt.

NRW-Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) kündigte vor der Justizministerkonferenz einen Vorstoß gegen Cyberkriminalität an. In der "Westfalenpost" forderte Kutschaty härtere Strafen für Hacker, aber auch ein gemeinsames Vorgehen der Länder mit Computer- und Software-Anbietern: "Unser Strafgesetzbuch braucht ein Update."

(dpa)
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