Manhattan Trump fordert Todesstrafe für Attentäter

Manhattan · Er tötete acht Menschen - und zeigt offenbar keine Reue: Der 29-jährige Sayfullo Saipow steht wegen Terrorismus vor Gericht.

Irgendjemand musste Donald Trump gesteckt haben, dass das nicht so einfach ist mit Guantánamo. Noch am Mittwoch wollte er den Attentäter, der mit seinem Pick-up in New York acht Menschen überfahren hat, in das berüchtigte Straflager für Terrorverdächtige auf Kuba stecken. Über Nacht fiel dem Präsidenten dann ein anderer Weg ein, wie er sich als Chef der Exekutive mal eben über das Prinzip der Gewaltenteilung und die richterliche Unabhängigkeit gleichermaßen hinwegsetzen konnte: Er forderte die Todesstrafe, wohl auch, um die große Haudrauf-Fraktion in seiner Wählerschaft zu erfreuen. Trump kündigte zudem eine schärfere Visapolitik an: Weil der Terrorist Sayfullo Saipow per Greencard-Lotterie ins Land kam, will Trump das System abschaffen: "Wir müssen diesen Wahnsinn stoppen."

Saipow hatte ausgerechnet an Halloween, an dem Tag, den Amerikaner wie einen Karneval feiern, an dem Eltern mit ihren scheingruselig kostümierten Kindern beim "Trick or Treat" von Haus zu Haus ziehen, Manhattan zum Schauplatz eines Terroranschlags gemacht. Der Radweg am Hudson River, auf den der Täter einbog, um Menschen niederzumähen, erfreut sich bei New Yorkern wie Touristen höchster Beliebtheit, ein Refugium, um der Hektik der Großstadt zu entfliehen. Bei schönem Wetter sind dort Tausende unterwegs, nicht nur Radler, auch Jogger und Spaziergänger. Folgt man dem Fluss Richtung Süden, fährt man auf das World Trade Center zu, neu aufgebaut, nachdem bei den Anschlägen am 11. September 2001 die Zwillingstürme eingestürzt waren. Ob Sayfullo Saipow seine Route so wählte, dass er die Wolkenkratzer dort im Blick hatte, ob seine Fahrt womöglich am Ort des Terror-Infernos enden sollte, auf solche Fragen versuchen die Ermittler noch Antworten zu finden.

Begonnen hatte es am Dienstag um 15.05 Uhr, als Saipow seinen Pick-up vom West Side Highway auf einen parallel dazu verlaufenden Rad- und Fußgängerweg lenkte. Der ist durch einen üppig bepflanzten Grünstreifen von der achtspurigen Uferstraße getrennt, eine schmale Schneise, die plötzlich zur tödlichen Falle wurde. Den Truck hatte Saipow bei einem Baumarkt der Kette Home Depot gemietet.

Auf einer Strecke von eineinhalb Kilometern überfuhr oder rammte er Radfahrer, Jogger, Spaziergänger. Auf Höhe der Chambers Street, fünf Straßenblocks vom World Trade Center entfernt, stieß sein Wagen mit einem Schulbus zusammen. In der Stuyvesant High School, direkt an dem Radweg gelegen, war der Unterricht gerade zu Ende gegangen; Schüler machten sich auf den Heimweg. Als der Fahrer aus seinem zerbeulten Pick-up sprang, soll er "Allahu akbar" ("Gott ist groß") gerufen haben, so zumindest glauben es Umstehende gehört zu haben.

Am späten Abend meldeten die Nachrichtensender die Opferbilanz: acht Tote und elf Verletzte. Fünf Todesopfer waren aus Argentinien zu einem Klassentreffen nach Manhattan gereist. Auch eine Frau aus Belgien starb auf dem Radweg.

2010 war Saipow aus Taschkent übergesiedelt, Gewinner einer Lotterie, die Greencards verlost, Dokumente, die einen unbefristeten Aufenthalt in den USA garantieren. Des Englischen kaum mächtig, fing Saipow bei einer Spedition in Ohio an. Später verschlug es ihn nach Florida, irgendwann zog er nach Paterson, in eine Satellitenstadt am Rande New Yorks, in der bereits ab den 70er Jahren Muslime aus dem Nahen Osten eine neue Heimat fanden. Zuletzt fuhr er für Uber, den Fahrdienstvermittler. Saipow, sagt Andrew Cuomo, der Gouverneur des Bundesstaats New York, sei erst in den Vereinigten Staaten zum radikalen Islamisten geworden.

Am Mittwoch erschien Saipow in einem Rollstuhl vor Gericht. Er trug Handschellen, auch seine Beine waren aneinandergekettet. Die Staatsanwaltschaft hat ihn des Terrorismus beschuldigt. Saipow sei durch Internetvideos der Terrormiliz Islamischer Staat inspiriert worden und hatte den Angriff zwei Monate lang geplant. Er habe den Dienstag für seine Tat gewählt, um am Tag der Halloween-Parade die Mengen ins Visier zu nehmen, hieß es in dem Strafantrag gegen den 29-Jährigen, der die Tat mittlerweile gestanden hat. Gut eine Woche vor der tödlichen Fahrt habe er auch geübt. "Er hat gestanden, dass er am 22. Oktober einen Truck mietete, um die Kurven zu üben, die er an der Attacke an Halloween nehmen würde", sagte Staatsanwalt Joon Kim.

(dpa/RP)
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