Analyse zu Plänen des US-Präsidenten Donald Trumps Mondfahrt

Washington/Berlin · Der US-Präsident erlässt eine neue Direktive, um wieder Menschen auf den Erdtrabanten und dann zum Mars zu bringen. Damit berührt er einen alten Traum der Menschheit - und konkrete Pläne zum Bau einer Mondstation.

US-Präsident Donald Trump mit einer Astronauten-Puppe.

US-Präsident Donald Trump mit einer Astronauten-Puppe.

Foto: dpa, EV gfh

Ganze Generationen von Science-Fiction-Fans verbinden das Wort "Weltraum" mit "unendlichen Weiten", so als wäre das Sehnsuchts- und Pionierfeld für Abenteuer vom einstmals Wilden Westen an den Himmel gewandert. Der "Griff zu den Sternen" ist als Traum der Menschheit definiert, als Rendezvous mit fernen Welten, anderen Zivilisationen. Und so gibt es Astronautenpüppchen schon im Kinderzimmer. Und nun auch im Weißen Haus, wo US-Präsident Donald Trump nach der Unterzeichnung einer neuen Raumfahrts-Direktive der Spieltrieb erfasste.

Die kleine Spielfigur hatte Jack Schmitt dem Präsidenten mitgebracht. Auf den Tag genau 45 Jahre zuvor hatte die 17. und bislang letzte Apollo-Mission mit Schmitt an Bord ihren Bestimmungsort erreicht: Ein Kraterfeld im "Meer der Heiterkeit". 110 Kilogramm Gesteinsproben brachte Geologe Schmitt mit zurück auf die Erde. Es war die letzte Sammlung. Aus Geldmangel wurden die drei weiteren geplanten Mondlandungen gestrichen.

Das zunächst die Welt in Atem haltende "Mondprojekt" der Amerikaner hatte ohnehin an Aufmerksamkeit verloren. Nach dem "Sputnik"-Schock eines ersten sowjetischen Satelliten (1957) und einem ersten unbemannten Mondunternehmen der Sowjetunion (1959) wollten die USA den weltraumtechnischen Rückstand auf das konkurrierende kommunistische Modell spektakulär aufholen und vorpreschen. "Ich glaube, dass dieses Land sich dem Ziel widmen sollte, noch vor Ende dieses Jahrzehnts einen Menschen auf dem Mond landen zu lassen und ihn wieder sicher zur Erde zurückzubringen", hatte US-Präsident John F. Kennedy im Mai 1961 verkündet. Gigantische Summen wurden zur Nasa umgeleitet, das Projekt verschlang umgerechnet auf heutige Verhältnisse 120 Milliarden US-Dollar, beschäftigte zeitweise bis zu 400.000 Menschen, damit Neil Armstrong sich am 21. Juli 1969 mit dem "riesigen Sprung für die Menschheit" vom Erdtrabanten melden konnte.

Nun sagte Trump voraus, mit seiner neuen Direktive gehe es nicht nur darum, erstmals seit 1972 wieder amerikanische Astronauten auf den Mond zu bringen. "Diesmal werden wir nicht nur unsere Fahne platzieren und Spuren hinterlassen, wir werden die Grundlagen schaffen für eine Mission zum Mars. Und vielleicht, eines Tages, zu Welten darüber hinaus", versicherte der US-Präsident.

Da war er wieder, der emotional aufgeladene Traum von Flügen durch Sterne und Galaxien, wie es seit Jahrzehnten die Leinwandhelden in futuristischen Raumschiffen tun. Freilich hat sich Trump gerade selbst ein Bein gestellt, um seine Ankündigung auch mit Nachdruck versehen zu können. Seine Steuerreform, die er mit noch größerem Elan verfolgt, könnte dem Staatsbudget in den nächsten zehn Jahren 1300 Milliarden Dollar entziehen. Woher dann noch Mittel für ein Mond- und Marsprojekt kommen sollen, steht buchstäblich in den Sternen. Schon Trumps Vorgänger George Bush senior und George W. Bush junior hatten 1989 und 2004 neue Mondlandungen in Aussicht gestellt. Doch der Anteil der US-Weltraumbehörde Nasa am Gesamtbudget ist seit Apollo-Zeiten um 90 Prozent gesunken.

Gleichwohl kommen einige Projekte kontinuierlich voran. Neue Schwerlastraketen wurden getestet, und auch die Pläne für eine Raumstation im Umkreis des Mondes ("Deep Space Gateway") werden immer konkreter. Ende 2019 soll der erste vorbereitende Flug starten. Zudem setzt Trump auf eine Zusammenarbeit zwischen staatlichen und privaten Unternehmen. Dabei dürfte er vor allem seinen Berater Peter Thiel im Blick (oder auch im Ohr) haben. Der Milliardär hat wiederholt bemängelt, dass die USA zu wenig für die Weltraumfahrt tun. Ein Erfolg käme letztlich auch Thiel zugute, ist er doch zu einem wichtigen Finanzier des Raumfahrtunternehmens Space X geworden, das mit neuen Techniken die Transportkosten ins All senken will.

"Bemannte Raumfahrt ist immer mit großen Herausforderungen verbunden", sagt Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries, zugleich die Raumfahrtbeauftragte der Bundesregierung. Deutschland setze mit anderen Partnern in der Europäischen Weltraumorganisation Esa auf den Weiterbetrieb der Internationalen Weltraumstation ISS bis 2024 und auf eine verstärkte Nutzung von satellitengestützten Anwendungen, die einen "direkten Nutzen für die Gesellschaft" hätten.

Deutlich freundlicher fällt die Reaktion beim Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie aus. "Wir begrüßen die Initiative der USA", sagt der für Raumfahrt zuständige Vizepräsident Marco Fuchs. Für Deutschland stehe dabei der Mond im Mittelpunkt und weniger der Mars. "45 Jahre nachdem der Mensch zuletzt seinen Fuß auf den Erdtrabanten gesetzt hat, drängt sich eine neue astronautische Mission zum Mond geradezu auf", unterstreicht Fuchs. Deutschland stelle mit dem europäischen Servicemodul ESM bereits Infrastruktur für die nächste Nasa-Mission zum Mond mit dem US-Raumschiff "Orion". Das Projekt laufe zunächst unbemannt, sei ab 2021 aber auch astronautisch geplant.

Unter den vielversprechenden Kandidaten ist der Deutsche Matthias Maurer, der seit drei Jahren zum europäischen Astronautenkorps gehört. "Mein Hauptziel ist natürlich erst einmal eine Reise in den Weltraum", sagte er zwar sehr allgemein vor Wochen in einem Radio-Interview. Doch wenn er wählen könne, stünde für ihn der Mond an erster Stelle. "Ich weiß genau, welche Schritte erforderlich sind, um dort eine Basis aufzubauen", erläuterte Maurer. Der Mond sei "superspannend" - nicht zuletzt als Zwischenstopp, um von dort aus besser die lange Reise zum Mars antreten zu können.

(may)
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