Athen Tsipras liegt in Umfragen nur noch hauchdünn vorn

Athen · - Nach dem Rücktritt des griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras sinkt seine linke Partei Syriza in der Wählergunst immer weiter. Zwei am Wochenende veröffentlichte Umfragen ergaben, dass der Abstand zur konservativen Oppositionspartei Nea Dimokratia nur noch hauchdünn ist. Er lag bei einer Erhebung für die Wochenzeitung "Agora" bei 1,8 Prozent. Bei einer Umfrage für das Blatt "Proto Thema" waren es 1,5 Prozent. Die Meinungsforscher des Institutes Kapa ermittelten indes einen Wert von gut drei Prozent. Noch im Mai lag der Vorsprung bei 15,2 Prozent.

Griechenland wird seit Freitag von einer Übergangsregierung geführt. Tsipras und seine Unterstützer streben eine absolute Mehrheit an. Sie setzen darauf, dass die neue Syriza - ohne ihre Hardliner - für gemäßigtere Wähler attraktiv und damit wählbar ist. Das zu erreichen, ist nach Einschätzung von Experten jedoch äußerst schwer. Es wird immer wahrscheinlicher, dass Tsipras auch im Falle eines Siegs eine neue Koalitionsregierung bilden muss, möglicherweise mit bis zu drei anderen Parteien. Und diese in den Griff zu bekommen, dürfte äußerst schwierig werden.

Tsipras hatte im Januar die Wahl mit dem Versprechen gewonnen, die Reform- und Sparpolitik der Vorgängerregierungen zu beenden. Nach monatelangen Verhandlungen mit den internationalen Gläubigern stimmte er allerdings doch einem dritten Rettungspaket mit zahlreichen Auflagen zu. Kurz darauf erklärte er seinen Rücktritt, um mit Hilfe von Neuwahlen seine Macht zu festigen. Viele Abgeordnete in den eigenen Reihen hatten ihm die Gefolgschaft verwehrt.

Der Rücktritt stößt aber bei vielen Griechen auf Kritik. So gaben in der "Agora"-Umfrage mehr als zwei Drittel an, mit Tsipras' Vorgehen nicht einverstanden zu sein. Nach allen jüngsten Umfragen hat er praktisch keine Chance auf eine absolute Mehrheit. Zugleich dürfte der bisherige Koalitionspartner, die rechtspopulistischen "Unabhängigen Griechen", den Sprung ins Parlament nicht schaffen. Eine Zusammenarbeit mit den proeuropäischen Parteien wie Nea Dimokratia oder der sozialdemokratischen Pasok schloss der frühere Regierungschef am Wochenende erneut aus. Sollte er bei dieser Haltung bleiben, könnte nach der Neuwahl am 20. September ein weiterer Urnengang in Griechenland erforderlich sein.

(rtr)
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