Berlin Türkei lässt Deutschen festsetzen

Berlin · Ein Kölner darf seit drei Monaten die Ukraine nicht verlassen - auf Wunsch Ankaras.

Die Türkei hat den Polizeiverbund Interpol zur Verfolgung von deutsch-türkischen Regime-Gegnern offenbar mit größerem "Erfolg" eingesetzt als bislang bekannt. Das Auswärtige Amt bestätigte nun, dass schon drei Wochen vor der Festnahme des Kölner Schriftstellers Dogan Akhanli in Spanien auf Betreiben Ankaras ein anderer Mann mit deutschem Pass festgenommen worden war. Diese Person, die laut "Süddeutscher Zeitung" ebenfalls in Köln wohnt, sei am 23. Juli bei der Einreise in die Ukraine von den dortigen Behörden gefasst worden. Drei Tage später hätten die ukrainischen Behörden ihn wieder entlassen, weil sie sich gegen eine andauernde Auslieferungshaft entschieden. Der Mann darf die Ukraine aber vorerst noch nicht verlassen, weil erst noch der zuständige Generalstaatsanwalt in seinem Fall entscheiden müsse.

Dass er in seiner Bewegungsfreiheit immer noch eingeschränkt ist, hängt nach offiziellen Angaben auch damit zusammen, dass sich die Türkei von Ende Juli bis Ende September Zeit ließ, um den offiziellen Auslieferungsantrag zu stellen. Die deutsche Botschaft leiste konsularische Betreuung für den deutschen Staatsbürger und versuche darauf hinzuwirken, dass es nun eine schnelle Entscheidung gebe. Maria Adebahr vom Auswärtigen Amt erklärte, sie habe keine Erkenntnisse zu den türkischen Vorwürfen gegen den Mann. Laut Medienberichten soll ihm Ankara die Verwicklung in zwei Morde zur Last legen.

Ähnliche Vorwürfe gab es schon gegen Akhanli. Auch er soll in einen Raubmord verwickelt sein. Ein türkisches Gericht kam in diesem Fall jedoch zu einem Freispruch. Dieser wurde inzwischen wieder aufgehoben. Akhanli wollte ursprünglich gestern wieder nach Deutschland zurückkehren, nachdem die spanischen Behörden jede weitere Verfolgung abgelehnt hatten.

(may-)
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