London Zwei Festnahmen nach U-Bahn-Anschlag in London

London · Der 18-Jährige war gerade dabei, sich eine Fahrkarte für die Fähre nach Frankreich zu kaufen. Da griffen die Beamten zu. Mehr als ein halbes Dutzend Polizisten und Spezialkräfte der Armee verhafteten am Samstagmorgen im Hafen von Dover einen jungen Mann, der verdächtigt wird, den Anschlag auf die Londoner U-Bahn verübt zu haben.

Tags zuvor war an der Haltestelle Parsons Green im Londoner Südwesten eine Bombe explodiert, die nur unvollständig detonierte. So kam es zu keinen Toten, allerdings mussten 30 Menschen im Krankenhaus behandelt werden.

Nur Stunden nach der Festnahme des Teenagers führte die Polizei eine Razzia bei einem Haus in Sunbury-on-Thames in der Grafschaft Surrey durch. Es ist das Heim von Ronald und Penelope Jones, die in den letzten 40 Jahren Hunderte von Pflegekindern großgezogen haben und dafür von der Queen 2010 ausgezeichnet wurden. Die Polizei wollte es nicht offiziell bestätigen, aber es wird vermutet, dass der mutmaßliche Täter eines ihrer derzeitigen Pflegekinder ist.

Die Wohngegend wurde abgesperrt und eine Evakuierung der Nachbarschaft veranlasst, was darauf hindeutete, dass man Sprengstoff im Haus vermutete. Die Verhaftung des 18-Jährigen sei "sehr bedeutend", ließ Innenministerin Amber Rudd verlauten. Allerdings würde die Fahndung nach Hintermännern weitergehen.

In der Nacht zum Sonntag kam es dann zu einer zweiten Festnahme. Im Westlondoner Stadtteil Hounslow verhaftete die Polizei einen 22-jährigen Mann. Dies, so Rudd, lege nahe, dass es sich bei dem Anschlag nicht um die Tat eines Einzeltäters handele, aber es sei zu früh, um endgültige Schlüsse zu ziehen. "Es ist unvermeidlich", sagte Rudd gestern, "dass der sogenannte Islamische Staat sich meldet und die Verantwortung übernimmt. Wir haben aber bisher keine Beweise, die das unterstützen. Aber wir werden herausfinden, wie der Täter radikalisiert wurde." Zugleich kündigte sie an, dass die nach dem Anschlag von London verhängte höchste Terrorwarnstufe zurückgenommen wird. Ein Anschlag gilt demnach nicht mehr als möglicherweise "unmittelbar bevorstehend", sondern nur noch als "hoch wahrscheinlich". Am Wochenende sickerte durch, dass die Bombe den Sprengstoff TATP enthalten haben soll. Der selbstgebaute Sprengsatz befand sich in einem weißen Plastikeimer, der zudem, wie die "Times" meldete, mit Nägeln gefüllt gewesen sei.

(RP)
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