Überrumpeltes Italien

Nach dem verheerenden Erdbeben in Mittelitalien ist wieder vom besonderen Zusammenhalt des Landes in einer Krise die Rede. Tatsächlich sind Aufopferung und Hilfsbereitschaft der Retter eindrucksvoll. Das romantisierende Lob der Stärke in der Krise lenkt aber auch vom Versagen im Vorfeld ab. Italien wird regelmäßig von Erdbeben heimgesucht, bereitet sich aber nur ungenügend auf diese Ereignisse vor. Die Nation lässt sich jedes Mal aufs Neue überrumpeln.

Möglichkeiten gibt es genug. Sie reichen von Kursen zur Erdbebenprävention bis hin zur Sicherung gefährdeter Gebäude. Beides gibt es in Italien viel zu wenig. Die verheerende Wirkung der Erdbeben in Italien hat gewiss auch mit der alten Bausubstanz der von Touristen bewunderten mittelalterlichen Städte zu tun. Die Schönheit Italiens ist auch seine Achillesferse. Doch insbesondere die italienische Politik hat es versäumt, nach jahrzehntelangen Erfahrungen von Leid und Zerstörung die Weichen zu stellen. Insofern wirken Bestürzung und Ratlosigkeit nach den Erdbeben wie Symptome eines Staatsversagens.

(RP)
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