Kiew Ukraine meldet Eindringen russischer Panzer

Kiew · Separatistenführer Andrej Purgin weist die Berichte über eine Verstärkung aus Russland jedoch zurück.

In Kiew sorgen Berichte über neue mutmaßliche Waffenlieferungen aus Russland an die Separatisten für Aufregung. Etwa 50 gepanzerte Fahrzeuge sollen nach ukrainischen Militärangaben im Südosten über die Grenze eingedrungen sein. Das Militär äußerte die Vermutung, dass damit eine "zweite Front" gegen die Regierungseinheiten geschaffen werden soll. Separatistenführer Andrej Purgin wies Berichte über Verstärkung aus Russland allerdings zurück. Der russische Außenminister Sergej Lawrow bekräftigte, Moskau habe weder Kämpfer noch Kriegsgerät über die Grenze geschickt.

Heute treffen die Präsidenten von Russland und der Ukraine, Wladimir Putin und Petro Poroschenko, in Minsk erstmals wieder zu Verhandlungen zusammen. Teilnehmer des Treffens der Eurasischen Zollunion sind auch die Staatschefs Weißrusslands und Kasachstans, Alexander Lukaschenko und Nursultan Nasarbajew. Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton, Energiekommissar Günther Oettinger und Handelskommissar Karel De Gucht werden ebenfalls in der autoritär regierten Ex-Sowjetrepublik erwartet. Lawrow warnte die Teilnehmer davor, in Minsk Ultimaten zu stellen und Druck auszuüben. Stattdessen erwarte er, dass über die schlechte humanitäre Lage in der Ost-Ukraine gesprochen werde.

Trotz internationaler Kritik an einer ersten Lastwagenkolonne wolle Russland noch in dieser Woche weitere Hilfsgüter in die Ukraine schicken, sagte Lawrow. Die Bundesregierung forderte von Russland eine enge Abstimmung mit der Ukraine und dem Roten Kreuz. Die prorussischen Aufständischen rechnen derweil damit, dass der neue Konvoi die umkämpfte Großstadt Donezk ansteuern wird. "Wir sind zu Begleitschutz bereit", betonte Separatistenführer Purgin.

Unterdessen reagierte die Bundesregierung empört auf das Zurschaustellen gefangener ukrainischer Soldaten durch Separatisten in Donezk am vergangenen Sonntag. "Was da geschehen ist, ist völlig unappetitlich, gehört sich nicht und gießt nur zusätzlich Öl ins Feuer", sagte ein Sprecher. Lawrow erklärte hingegen, er habe "nichts Spöttisches daran" gesehen. Um die Vorwürfe müssten sich jetzt "Juristen kümmern". Die Aufständischen hatten die Gefangenen öffentlich durch ein "Spalier der Schande" getrieben, wobei sie mit Eiern und Flaschen beworfen und als "Faschisten" beschimpft wurden. Der Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko, drohte den Separatisten dafür mit Vergeltung.

Die Gewalt in der Ost-Ukraine riss auch gestern nicht ab: Bei Kämpfen des Militärs mit prorussischen Aufständischen starben innerhalb von 24 Stunden mindestens vier Soldaten. 31 Armeeangehörige seien verletzt worden, teilte der Sicherheitsrat in Kiew mit. Die Separatisten berichteten zudem von heftigem Beschuss der Großstadt Donezk. Auch in Lugansk wurde demnach gekämpft.

(RP)
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