Wikileaks Umstrittene Enthüller

Berlin · Gegründet wurde es im Dezember 2006, um "von Unterdrückung geprägte Regime" anzuprangern – inzwischen hat sich Wikileaks zu einem internationalen Enthüllungsportal gewandelt. Die Internetplattform will Missstände offenlegen und Regierungen zu mehr Transparenz bewegen. Die Quellen der Dokumente werden von Wikileaks nicht verraten.

Gegründet wurde es im Dezember 2006, um "von Unterdrückung geprägte Regime" anzuprangern — inzwischen hat sich Wikileaks zu einem internationalen Enthüllungsportal gewandelt. Die Internetplattform will Missstände offenlegen und Regierungen zu mehr Transparenz bewegen. Die Quellen der Dokumente werden von Wikileaks nicht verraten.

Die Namensähnlichkeit mit dem Mitmach-Nachschlagewerk Wikipedia ist gewollt. Im Vergleich zur Online-Enzyklopädie, an der jeder Nutzer mitwirken kann, geht es Wikileaks aber speziell um geheime Dokumente. Diese werden dem Portal von Journalisten oder Politikern zugespielt. Seine Informanten nennt Wikileaks "Whistleblower" (Hinweisgeber); "leak" bedeutet "Leck". Komplexe technische Vorgänge machen die Plattform nach Angaben der Betreiber unzensierbar. Sind Dokumente einmal veröffentlicht, können sie demnach nicht mehr gelöscht werden.

Bei Wikileaks einsehbar sind seit November 2009 beispielsweise Teile des lange geheim gehaltenen Vertrags zwischen der Bundesregierung und dem deutschen Maut-Betreiberkonsortium "Toll Collect". Für weltweites Aufsehen sorgte die Plattform auch mit der Veröffentlichung von mehr als 400 000 Geheimdokumenten allein zum Irak-Krieg. Im April veröffentlichte Wikileaks ein Video, das zeigt, wie amerikanische Soldaten 2007 aus einem Helikopter irakische Zivilisten töteten. Im Juli stellte das Portal 77 000 Dokumente zur Lage Afghanistans ins Internet. Kritik setzt unter anderem an dieser Stelle an. Während sich Wikileaks selbst als "ersten Geheimdienst des Volkes" sieht, werfen USA und Nato dem Netzwerk vor, die internationale Sicherheit zu gefährden. Soldaten und Zivilisten würden durch die Veröffentlichung der Unterlagen in Gefahr gebracht.

Bekanntestes Mitglied ist Mitbegründer Julian Assange. Der einzige deutsche Teilnehmer, Daniel Domscheit-Berg, der unter dem Pseudonym Daniel Schmitt mitwirkte, verließ das Projekt im September wegen Streitigkeiten mit Assange, der kurz zuvor in Schweden unter Vergewaltigungsverdacht geraten war.

Nach Gerüchten arbeiten bis zu sechs Freiwillige in Vollzeit für Wikileaks. Zudem sollen mehrere hundert Experten bei der Auswertung von Informationen behilflich sein. Der Etat von geschätzt rund 600 000 US-Dollar pro Jahr werde durch private Spenden getragen, heißt es. Aufgrund der eigenen Ansprüche liegt die Veröffentlichung von Informationen über das eigene Netzwerk nahe. Dass Wikileaks jedoch die Namen seiner Informanten oder Mitarbeiter veröffentlicht, gilt als unwahrscheinlich.

Internet Das ist Julian Assange: Porträt unter www.rp-online.de/politik

(born)
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