New Unicef beklagt Leiden der Kinder im Syrien-Krieg

New · 14 Millionen Minderjährige in der Region sind Flüchtlinge. Wer im Land bleibt, erlebt die Hölle. Hilfsgelder sind knapp.

York/berlin (RP) Kinder, die gezwungen werden, Enthauptungsvideos anzuschauen. Jugendliche, die nicht mehr schlafen, weil sie erlebt haben, wie Verwandte getötet wurden. Ein Leben ohne Hoffnung in Flüchtlingslagern - der Bürgerkrieg in Syrien wird für immer mehr Minderjährige zum bitteren Überlebenskampf. Vier Jahre nach Beginn der Kämpfe in dem arabischen Land sind nach Schätzungen des UN-Kinderhilfswerks Unicef bereits rund 14 Millionen Kinder und Jugendliche in der Region direkt oder indirekt von diesem Konflikt betroffen. Das sind mehr, als derzeit insgesamt in Deutschland leben.

Der Jahrestag des Syrienkonflikts sei ein "Jahrestag der Unmenschlichkeit", sagte der Geschäftsführer von Unicef in Deutschland, Christian Schneider. Seine syrische Kollegin Hanaa Singer sagte, die Resonanz auf den jüngsten Hilfsappell sei bislang gering. "Wir schätzen, dass wir in diesem Jahr 297 Millionen US-Dollar (rund 280 Millionen Euro) für unsere Operationen in Syrien brauchen werden, davon sind bisher erst drei Prozent eingegangen", erklärte Singer. In Syrien seien 50 000 Lehrer im Bürgerkrieg getötet worden, nur ein Drittel aller Krankenhäuser arbeite noch, lediglich die Hälfte der Wasserversorgung funktioniere.

Auch die Schirmherrin von Unicef Deutschland, Daniela Schadt, mahnte, Syrien nicht aus den Augen zu verlieren. Mit Blick auf die betroffenen Kinder und Jugendlichen sagte sie: "Es droht eine verlorene Generation zu werden." Schadt rief zu privatem und politischem Engagement für die Krisenregion auf.

Die Lebensgefährtin von Bundespräsident Joachim Gauck betonte zugleich, sie habe größten Respekt vor allen Ländern, die syrische Flüchtlinge aufnehmen, insbesondere vor Syriens Nachbarländern. Sie verwies dabei auf Jordanien, wo neben sechs Millionen Einwohnern etwa 600 000 Flüchtlinge leben. "Das ist so viel, als würde Deutschland acht Millionen Flüchtlinge auf einen Schlag aufnehmen", sagte Schadt. Im Libanon sei jeder vierte Mensch ein Flüchtling, betonte Schneider: "Das gibt es in keinem anderen Land der Welt."

Seit 2011 sind nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks mehr als drei Millionen Menschen aus Syrien geflohen. Der Konflikt kostete rund 220 000 Menschen das Leben. Allein 2014 starben den Angaben zufolge 76 000 Männer, Frauen und Kinder.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort