Berlin Union und SPD wollen Organspende neu regeln

Berlin · Bis Jahresende soll es in Deutschland eine neue Regelung zur Organspende geben. Danach werden alle Bürger voraussichtlich mindestens einmal im Leben gebeten, sich verbindlich festzulegen, ob sie generell alle oder spezielle Organe nach dem Ableben für andere zur Verfügung stehen. Sie sollen diese Entscheidung später aber widerrufen können. SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier kündigte zwei Anhörungen zu diesem Thema noch vor der Sommerpause des Bundestages an. Dann könne noch in diesem Jahr eine Novelle verabschiedet werden.

In Deutschland warten etwa 12 000 Menschen auf ein Spenderorgan. Von ihnen sterben drei jeden Tag, weil es nicht ausreichend Organspender gibt. Auch Steinmeier wies am Wochenende darauf hin, dass in Umfragen zwar 75 Prozent zu Protokoll gäben, ihre Organe spenden zu wollen. Doch nur 15 Prozent regelten das durch einen Spenderausweis.

Die Entscheidung zur Organspende solle "ins Leben zurückgeholt und nicht den Angehörigen im Todesfall zugeschoben werden", sagte Steinmeier der Zeitschrift "Super Illu". Der SPD-Politiker hatte selbst eine Niere gespendet, um das Leben seiner Frau zu retten.

Die Union sympathisiert mit einer neuen Rubrik in den einschlägigen Dokumenten. Danach könnten künftig in allen neu ausgegebenen Personalausweisen oder Führerscheinen Informationen enthalten sein ("Organspender: Ja/Nein"). Über Einzelheiten will dabei Unionsfraktionschef Volker Kauder noch mit sich reden lassen. Für ihn ist wichtig, dass die Entscheidung freiwillig bleibt.

Die SPD hält als speichernde Stelle auch die jeweilige Krankenkasse für denkbar. Dann könnte diese auch gleich die damit verbundenen Informations- und Aufklärungspflichten übernehmen und die Antwort des Versicherten auf die Chipkarte eintragen, gab Steinmeier zu bedenken. Bei der beabsichtigten Ergänzung des Transplantationsgesetzes wird die Abstimmung für die Abgeordneten voraussichtlich ohne Fraktionsvorgaben laufen, da es sich um eine "Gewissensentscheidung" handele, hieß es in der Union.

(RP)
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