Persönlich Ursula von der Leyen . . . hat sich verkämpft

Ohne viereinhalbstündige Sondersitzung wollten die Verteidigungspolitiker von SPD und Opposition die erste Frau auf dem Schleudersitz an der Spitze des Verteidigungsministeriums nicht aus der Legislaturperiode entlassen. Die Tagesordnung belegte, wie viel Unerledigtes Ursula von der Leyen (58) am Ende angehäuft hat. Warum stürzte der Hubschrauber in Mali ab? Wie kam es zum Fußmarsch in Munster mit tödlichen Folgen? Gibt es ein Netzwerk um den unter Rechtsterrorverdacht stehenden Offizier Franco A.? Wo sind die verschwundenen Waffen? Was wird mit der Traditionspflege in der Truppe? Wie schlimm sind die Verfehlungen bei den Spezialkräften und in anderen Kasernen?

Diese und weitere Fragen verfolgen die CDU-Politikerin seit vielen Wochen und Monaten. Doch nach den neuerlichen mühsamen Aufklärungsversuchen entstand bei Parlamentariern der Eindruck, es gehe der Ministerin im Moment nur noch darum, die Problemlösung zu vertagen und sich selbst über den Wahltag zu retten. Da hat sie schon mehr geschafft als so mancher männliche Vorgänger, der nicht mal vier Jahre durchhielt in einer Position, in der jeden Augenblick Tretminen hochgehen, Menschen durch Fehlentscheidungen und Mangelausrüstung zu Schaden kommen können. Von der Leyen war angetreten, das alles anders und besser zu machen. Neue, moderne Konzepte. Das klang gut. Sie wirkte entschlossen. Und sie bekam mit Rückendeckung der Kanzlerin mehr Milliarden, konnte "Trendwenden" bei Personal, Finanzen und Material ankündigen und ausarbeiten. Doch eine Truppe, die an Befehl und Gehorsam gewöhnt ist, dankte es ihr kaum. Vielmehr ist zu hören, dass in manchen Kasernen ihr Bild demonstrativ umgedreht wurde, weil Skepsis zu Distanz und Entfremdung zu Verachtung wurde. Ob sie die Chance bekommt, das Blatt in einer zweiten Amtszeit wenden zu können, ist am Ende der Mission der Ministerin völlig offen.

(RP)
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