Washington US-Präsident Trump provoziert mit Prügel-Video

Washington · Es ist zehn Jahre her, da hatten Donald Trump und Vince McMahon eine vermeintlich geniale Idee, um für den Zirkus des Wrestling, eine Mischung aus Ringkampf und Schauspielerei, Reklame zu machen. Raffiniert inszenierten sie eine persönliche Fehde, vermarktet als Duell der Milliardäre. Trump, der Baulöwe, schickte einen Muskelprotz namens Bobby Lashley in den Ring, während McMahon, der Impresario der Wrestling-Tournee, auf einen gewissen Umaga setzte, auch bekannt als "Samoanischer Bulldozer". Ob abgesprochen oder nicht, in einer Arena in Detroit fiel der Immobilienmogul plötzlich über seinen neben den Seilen gestikulierenden Geschäftspartner her, rang ihn zu Boden und schlug ihm mehrfach ins Gesicht. "Die feindliche Übernahme Vince McMahons durch Donald Trump", rief der erregte Stadionsprecher, während die Zuschauer jubelten.

Zehn Jahre später hat der Präsident der Vereinigten Staaten eine neue Version jenes Videos via Twitter verbreitet, eine ziemlich krude Montage, an der einer seiner Fans kaum länger als ein paar Minuten gebastelt haben dürfte. Wo im Original McMahons Gesicht zu sehen ist, sieht man ein rotes Signet, das Logo des Fernsehsenders CNN. Der Streifen endet mit der Einblendung "Fraud News Network", womit gemeint ist, dass es sich beim Cable News Network, eben CNN, um einen betrügerischen Sender handelt.

Es gibt eine Menge Themen, die Trump in diesen Tagen beschäftigen müssten. In Hamburg steht der G 20-Gipfel an, in Washington droht sein Gesundheitsgesetz zu scheitern, während der Konflikt mit Nordkorea die Gefahr einer gefährlichen Eskalation in sich birgt. Man sollte meinen, ihm fehle die Zeit für Nebenschauplätze. Tatsächlich verbringt er Stunden damit, einmal mehr aMEURuf die Medien einzuprügeln. Bevor er das Wrestling-Video entdeckte, verbiss er sich drei Tage lang in eine lächerliche Kontroverse mit zwei Moderatoren des Fernsehkanals NBC, bei der es um eine Schönheitsoperation, blutende Wunden und einen Erpressungsversuch ging. "Der verrückte Joe Scarborough und die strohdumme Mika sind keine schlechten Leute, aber ihre kaum gesehene Show wird von ihren NBC-Bossen dominiert", twitterte Trump am Wochenende. Zuvor hatte er Mika Brzezinski Unterwürfigkeit unterstellt. Sie habe ihn einst in seinem Refugium Mar-a-Lago unbedingt sehen wollen, obwohl sie nach einer Schönheits-OP im Gesicht geblutet habe. Worauf Scarborough, Ex-Kongressabgeordneter, schilderte, wie Trump dem Paar die Pistole auf die Brust zu setzen versuchte. Als die Boulevardzeitung "National Enquirer" eine Geschichte über das Privatleben der verlobten, damals noch mit anderen Partnern verheirateten Moderatoren plante, sollen Anrufer aus dem Umfeld Trumps die beiden aufgefordert haben, Trump für ihre Berichterstattung um Verzeihung zu bitten. Der werde dann dafür sorgen, dass die Story nicht erscheine. Der bizarre Streit um nichts, in den Augen mancher beruht er auf einem kühl kalkulierten Manöver, um davon abzulenken, dass der Regierung kaum etwas gelingt.

(RP)
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