Tschechien Vaclav Klaus soll einen Orden abgeben

Mitten im tschechischen Wahlkampf – am 25. und 26. Oktober finden Neuwahlen statt – flammt eine Vergangenheitsdebatte auf, wie sie das Land selten zuvor erlebt hat. Auslöser war die Verleihung der Truman-Reagan-Medaille einer konservativen amerikanischen Stiftung an den langjährigen Präsidenten Vaclav Klaus für seinen "lebenslangen Kampf gegen den Kommunismus".

Tschechien: Vaclav Klaus soll einen Orden abgeben
Foto: dpa, Adi Weda

Mitten im tschechischen Wahlkampf — am 25. und 26. Oktober finden Neuwahlen statt — flammt eine Vergangenheitsdebatte auf, wie sie das Land selten zuvor erlebt hat. Auslöser war die Verleihung der Truman-Reagan-Medaille einer konservativen amerikanischen Stiftung an den langjährigen Präsidenten Vaclav Klaus für seinen "lebenslangen Kampf gegen den Kommunismus".

Klaus, der die Politik Tschechiens jahrzehntelang geprägt hat, war im Frühjahr nach zwei Amtsperioden zurückgetreten. Nun galt der 72-jährige Ex-Präsident zwar als Antikommunist, aber als Regimekritiker war Klaus nie öffentlich in Erscheinung getreten. Ganz im Gegensatz zu seinem Vorgänger auf der Prager Burg, dem mittlerweile verstorbenen Vaclav Havel, der als Schriftsteller und Dissident für seinen Widerstand jahrelang im Gefängnis saß. Die Initiative "Vrat' te nám stát" ("Gebt uns den Staat zurück"), der sich auch einige ehemalige Dissidenten anschlossen, forderte Klaus in einem offenen Schreiben auf, den US-Orden zurückzugeben.

Klaus lehnte in einer Erklärung prompt ab: "Bei der Auszeichnung geht es um den Kampf gegen den Kommunismus im weitesten Sinne, dafür habe ich den Preis erhalten." Klaus sei nicht einmal "im weitesten Sinn" antikommunistischer Kämpfer gewesen, widersprach die Sprecherin der Initiative, die Anwältin Hana Marvanová, in einem Interview mit Radio Prag.

Den Ex-Präsidenten lassen die Vorwürfe offenbar kalt: Klaus spricht von "irgendwelchen Dissidenten", die schon seit dem Wendejahr 1989 die Vergangenheit nach ihrem Gutdünken interpretierten. Ein Karikaturist kommentiert den Ordensskandal mit Sarkasmus: Eigentlich hätte die US-Auszeichnung Vaclav Havel posthum gebührt; Klaus habe man sie nur versehentlich verliehen, weil die Amerikaner die beiden Vaclavs noch immer verwechseln würden.

Rudolf Gruber

(RP)
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