Athen Varoufakis geht

Athen · Giannis Varoufakis ist immer gut für einen filmreifen Auftritt. Wo sich seine Kollegen der Euro-Zone hinter Zahlen verschanzten, schlug er rhetorisch mit der Faust auf den Tisch. Noch am Wochenende verglich er sie mit Terroristen. Wenige Stunden später trat er gestern überraschend zurück - trotz seines persönlichen Erfolgs bei der Volksabstimmung über die Reformforderungen der Gläubiger, die die Griechen mehrheitlich ablehnten.

Der 54-jährige Ökonomieprofessor weiß sich in Szene zu setzen: Als eine seiner ersten Amtshandlungen als Finanzminister entließ er eine Reihe hoch bezahlter Berater hinaus und kündigte an, die wegen Sparmaßnahmen entlassenen Putzfrauen seines Ministeriums wieder anzustellen. In einer Pressekonferenz mit dem Euro-Gruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem sagte er über die Gläubiger von Internationalem Währungsfonds, EU und Europäischer Zentralbank: "Wir haben nicht vor, mit diesem fadenscheinigen Konstrukt zusammenzuarbeiten."

Schon bevor er Minister wurde, hatte sich der leidenschaftliche Motorradfahrer in Büchern und in seinem Blog mit griechischer Sparpolitik auseinandergesetzt. Er diagnostizierte, dass Griechenland seine Schuldenlast nicht tragen könne. Varoufakis forderte stattdessen eine Erleichterung der Schuldenlast.

Am Ende hat er allerdings wohl eingesehen, dass er spätestens nach seinem Terrorismusvorwurf als Gesprächspartner disqualifiziert ist. Kritik lässt er gleichwohl nicht gelten: "Ich sollte die Abscheu der Gläubiger mit Stolz tragen", schrieb er in seinem Blog.

(ap)
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