Istanbul Verschwendungsvorwürfe setzen Erdogan unter Druck

Istanbul · Ausgerechnet der fromme Präsident Recep Tayyip Erdogan und seine islamisch-konservative Regierungspartei AKP sehen sich im türkischen Parlamentswahlkampf dem Vorwurf unislamischer Verschwendungssucht ausgesetzt. Anlass ist das Vorhaben, dem Chef des staatlichen Religionsamtes, Mehmet Görmez, für 300 000 Euro einen luxuriösen Dienstwagen zukommen zu lassen.

Die Religionsbehörde ist in der Türkei für eine staatstreue Auslegung des Islam zuständig und bezahlt die Geistlichen in allen 80 000 Moscheen im Land.

Für die Opposition ist der teure Dienstwagen für Görmez ein Geschenk. Sie fordert lautstark seinen Rücktritt. Knapp zwei Wochen vor dem Wahltag gerät Erdogan damit in die Defensive. Für eine Partei wie die AKP, die sich als Vertretung der kleinen Leute präsentiert, ist das eine ungemütliche Lage. Nach Presseberichten gesteht Erdogan im kleinen Kreis inzwischen Probleme im AKP-Wahlkampf ein.

Finanzminister Mehmet Simsek heizte die Kritik noch weiter an, indem er sagte, die staatlichen Ausgaben für Dienstwagen seien angesichts der Wirtschaftskraft der Türkei "nicht einmal Peanuts". Kritiker attackierten diese Äußerung als Schlag ins Gesicht für 17 Millionen arme Türken, die mit einem Monatseinkommen von weniger als 380 Euro leben müssen.

(sei)
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