Rom Protestpartei führt bei Bürgermeisterwahl in Rom

Rom · Die junge Spitzenkandidatin Virginia Raggi hat die erste Runde für sich entschieden. Sie könnte als erste Frau ins Kapitol einziehen.

Virginia Raggi führt mit "Fünf Sterne" bei Bürgermeisterwahl in Rom
Foto: ap, SO

Das Glück, aber auch die drohende Herausforderung war Virginia Raggi anzusehen. Strahlend und sichtbar aufgeregt trat die 37-jährige Anwältin gestern nach der ersten Runde der Kommunalwahlen in Rom vor die Presse. Raggi sprach von einem "historischen Moment", weil sie als erste Frau Bürgermeisterin der italienischen Hauptstadt werden könnte. Mit 35,5 Prozent der Stimmen hat die Kandidatin der Protestbewegung "Movimento 5 Stelle", "Fünf Sterne", beste Aussichten, sich in der Stichwahl in zwei Wochen gegen den sozialdemokratischen Kandidaten Roberto Giacchetti (24,9 Prozent) durchzusetzen.

Raggi saß bei ihrer Erklärung vor einer notdürftig zusammengeklebten Plakatwand mit dem Emblem der von Komiker Beppe Grillo erst 2009 gegründeten Fünf-Sterne-Bewegung. Provisorisch ist am Erfolg der Protestpartei allerdings kaum noch etwas. Die erste Runde der Kommunalwahlen hat bestätigt, dass die Fünf-Sterne-Bewegung der härteste Konkurrent auf nationaler Ebene für die Demokratische Partei (PD) von Ministerpräsident Matteo Renzi ist. "Ich bin bereit zum Regieren", sagte Raggi, die drei Jahre lang für die Fünf-Sterne-Bewegung im römischen Stadtrat saß. Rom solle den "Glanz und die Schönheit" zurückbekommen, die die Stadt verdient. "Es ist so weit", rief Raggi ihren Anhängern zu.

Infolge staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen war 2014 ein Mafia-Netzwerk aus Bossen, Politikern der verschiedensten Lager und Stadtfunktionären aufgeflogen. Rom hat mindestens 13 Milliarden Euro Schulden; öffentliche Verwaltung und Verkehr stehen immer wieder vor dem Zusammenbruch. Nach dem Rücktritt von Bürgermeister Ignazio Marino (PD) übernahm im vergangenen November ein Kommissar die Stadtverwaltung. Immer mehr Bürger misstrauen der Politik. Sollte Raggi in der Stichwahl gewinnen, wäre das der bislang größte Erfolg für die Fünf-Sterne-Bewegung, die im nationalen Parlament in der Opposition ist.

13 Millionen Italiener waren am Sonntag aufgerufen, in 1342 Kommunen Bürgermeister und Stadträte zu wählen. Landesweit beteiligten sich knapp 55 Prozent der Wahlberechtigten an der Abstimmung. In nahezu allen Großstädten wird erst eine Stichwahl am 19. Juni die endgültige Entscheidung bringen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort