Nachruf Walther Leisler Kiep 1926-2016

Viele Ältere werden auch nach dem Tod des 90-jährig verstorbenen CDU-Politikers Walther Leisler Kiep vor allem ein Bild von ihm in Erinnerung behalten: Wie der Hanseat mit dem Koffer in der Linken leichtfüßig eine Schranke überspringt. Drei Hauptcharakteristika spiegeln sich in diesem Foto: Wie der Jungdynamiker seit den 60er Jahren den Persönlichkeitswahlkampf der Amerikaner für seine eigene Karriere in Deutschland in Szene zu setzen verstand. Wie der Außenpolitiker Schranken überwand und selbst von den SPD-Kanzlern Schmidt und Schröder für Spezialmissionen im Ausland eingesetzt wurde. Wie er aber auch selbst die Gefahr erhöhte, ins Straucheln zu geraten.

Als er in den 80er Jahren zu einer zentralen Figur der Kohl-Parteispendenaffäre wurde, hatte er einen erfolgreichen Weg in der Versicherungswirtschaft und eine ansehnliche politische Karriere in der Bundespolitik hinter sich. Nach Stationen als Wirtschafts- und Finanzminister in Niedersachsen wäre er 1982 um ein Haar Regierender Bürgermeister seiner Heimatstadt Hamburg geworden, hätte die FDP nicht um wenige Stimmen den Wiedereinzug verpasst. Er machte weiter, zuletzt an der Spitze der Atlantik-Brücke, einer deutsch-amerikanischen Initiative. Ein großer Schatten fällt auf seine Zeit als Bundesschatzmeister der CSU von 1972 bis 1992. Wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung wird er im Flick-Parteispendenprozess 1990 in Düsseldorf verurteilt, wegen Rechts- und Verfahrensmängeln kassiert der Bundesgerichtshof das Urteil jedoch wieder. Neun Jahre später folgt die nächste Anklage, die zur Enthüllung eines verdeckten Parteispendensystems bei der CDU führt. Er wird indes wegen Falschaussage belangt. Schon vor Jahren legten er und seine Frau Charlotte ter Meer einen Teil ihres Vermögens in Stiftungen an, die nach seinem Patenonkel Otto Carl und seinem früh verstorbenen Sohn Michael Jürgen benannt sind.

(RP)
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