US-Wahl Im Präsidentenamt hat Trump nichts zu suchen

Meinung | Washington · Wann immer man glaubt, der Tiefpunkt sei im amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf erreicht – Donald Trump belehrt das Publikum eines Besseren. Beim TV-Duell hatten seine Attacken auf Hillary Clinton autokratische Züge.

 Donald Trump nach dem TV-Duell

Donald Trump nach dem TV-Duell

Foto: afp

Wann immer man glaubt, der Tiefpunkt sei im amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf erreicht — Donald Trump belehrt das Publikum eines Besseren. Beim TV-Duell hatten seine Attacken auf Hillary Clinton autokratische Züge.

Donald Trump ist inzwischen von vielen in seiner eigenen Partei zum Schmuddelkind erklärt worden. Bei der zweiten TV-Debatte mit Hillary Clinton in St. Louis hat der konservative US-Präsidentschaftskandidat und Milliardär nun neue Standards politischer Niveaulosigkeit gesetzt.

Das tat Trump nicht in erster Linie wegen seiner Pseudo-Reue in Sachen sexueller Belästigung von Frauen. Die hatte man erwartet, in all ihrer Unaufrichtigkeit. Trump kann einfach nicht anders: Er muss mit seinen Erlebnissen prahlen — und Frauen dabei als Objekte demütigen und hinterher gegen andere austeilen.

Der fast schon von Verzweiflung geprägte Auftritt des Geschäftsmanns, der in den Umfragen inzwischen eindeutig hinten liegt, ließ den Zuschauer frösteln. Nicht nur durch die lawinenhaft vorgebrachten falschen oder übertriebenen Wirklichkeitsbeschreibungen: etwa dass Amerikas Innenstädte in jeder Hinsicht ein absolutes Desaster sind, wie er behauptet, was einfach Unsinn ist. Es ist vor allem sein bedenkliches Demokratie-Verständnis, das einen nach dieser Debatte schockiert.

Hillary Clinton immer wieder ohne jeden belastbaren Fakt der Lüge zu bezichtigen und ihr ein "Herz voller Hass" anzudichten, ist bereits weit über dem Zulässigen. Ihr für den Fall, dass Trump die Wahl gewinnt, mit einem Sonderermittler zu drohen, dass er sie wegen ihrer E-Mail-Affäre ins Gefängnis stecken lassen werde, bricht dagegen mit allen Konventionen.

Was Trump hier unzweideutig ankündigt, trägt autokratische Züge. Indem er auf seinem machohaften Feldzug gegen Clinton ohne Zögern die Gewaltenteilung ignoriert und über die Unabhängigkeit der Gerichte einfach hinweg schwadroniert, entpuppt sich der Unternehmer als ein Mann, der die Grundsätze der Demokratie nicht akzeptiert.

Der Staat und die Wahrheit und das Maß aller Dinge, das scheint für ihn nur einer zu sein: Donald J. Trump. Es hat etwas von einer Bananenrepublik, wenn der Kandidat auf den höchsten Posten die Dinge so sieht wie Trump. Im Präsidentenamt der Vereinigten Staaten hat der Mann schlicht nichts zu suchen.

(RP)
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