Düsseldorf Was Spott über den Islam für Muslime bedeutet

Düsseldorf · Man könnte in dem Video "Die Unschuld der Muslime" einfach nur ein geschmackloses Filmchen sehen und es einfach ignorieren. Das aber fällt vielen Muslimen schwer. Wie schon bei früheren Fällen, etwa Salman Rushdies Roman "Die satanischen Verse" oder den dänischen Mohammed-Karikaturen, ist die Empörung groß. "Die Empfindsamkeit gegenüber Kritik an der Religion ist sehr hoch", sagt die Berliner Islamwissenschaftlerin Gudrun Krämer, "besonders wenn sie von außen kommt".

Während Glaube in der christlich geprägten Welt seit langem eher als Privatsache verstanden wird, steht der Islam in vielen Ländern weiterhin für eine verbindliche Sozialmoral. Verunglimpfungen der Religion sind damit nicht allein eine Frage des persönlichen Geschmacks, sondern eine Frage der öffentlichen Ordnung. Wer den Islam verächtlich macht, so empfinden es viele Muslime und selbst eher unreligiöse Menschen, der verübt einen Akt der Aggression gegen ihre Gemeinschaft.

Da prallen zwei kulturelle Welten aufeinander: Während sich in der europäischen Aufklärung ein differenzierter Umgang mit der Religion herausgebildet hat, der in gewissen Grenzen selbst religionsfeindliche Äußerungen toleriert, reagieren islamische Gesellschaften in diesem Punkt allergisch. Allerdings gibt es durchaus Nuancen. So wird die Darstellung des Propheten nur im streng bilderfeindlichen Saudi-Arabien bereits als Fall von Blasphemie betrachtet. In anderen islamischen Ländern ist Mohammed dagegen zuletzt immer wieder auch in Filmen dargestellt worden. Ein totales Bilderverbot gibt es also nicht, auch wenn die islamische Tradition die bildliche Darstellung Mohammeds und anderer Propheten nach islamischer Lehre wie Moses und Jesus eigentlich vermeidet. Sie gilt vielen Muslimen als Respektlosigkeit.

(RP)
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