Berlin "Watergate" im Neubau der BND-Zentrale sorgt für viel Spott

Berlin · Hohn und Spott sind sie beim Bundesnachrichtendienst (BND) gewöhnt, wenn es um den Neubau ihrer Geheimdienstzentrale in Berlins Mitte geht. Doch seitdem Unbekannte auf der bestbewachten Baustelle Berlins in Putzräumen die Wasserhähne abmontiert und so am Dienstag weite Teile des Hauptgebäudes durchnässt haben, kommt es besonders dick. "Unbekannte fluten BND-Zentrale" ist noch ein eher harmloser Kommentar. Andere können sich Wortspielereien nach dem Motto nicht verkneifen, nun habe auch der BND sein "Watergate".

Auf Twitter gießen Nutzer ihre Häme unter dem ironischen Stichwort "BND leaks" aus. Der BND leckt - jetzt endlich auch im Wortsinn, scheint das zu sagen. Und nicht nur über die spätestens seit Edward Snowden bekannten "undichten Stellen", die Dienstgeheimnisse an die Öffentlichkeit durchstechen. Dass es da kaum hilft, auf den eigentlichen Bauherrn - das dem Bauministerium nachgeordnete Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung - hinzuweisen, dürfte auch BND-Präsident Gerhard Schindler klar sein.

Das größte Bauvorhaben des Bundes seit dem Zweiten Weltkrieg ist aber auch ein Projekt mit Pleiten, Pech und Pannen. Mehrmals verzögerte sich nach dem ersten Spatenstich am 19. Oktober 2006 der ursprünglich für 2013 geplante Umzug der rund 4000 BND-Mitarbeiter vom früheren Hauptsitz in Pullach bei München in die Bundeshauptstadt. Pfusch am Bau, Umplanungen und zuletzt Probleme mit der Klimaanlage sorgten immer wieder für Verzögerungen. Jetzt soll bis zum Jahr 2017 umgezogen sein - doch ob das nach dem jetzigen Wasserschaden klappt?

Auch die Baukosten, die in der Vergangenheit ohnehin schon explodiert waren, dürften jetzt weiter nach oben schnellen. Ursprünglich sollte der Neubau 730 Millionen Euro kosten, im vergangenen Jahr ging das Bundesbauamt von 912,4 Millionen Euro aus. Der BND rechnete inklusive Umzug mit 1,3 Milliarden Euro Gesamtkosten. Das dürfte nun nicht mehr reichen. Voraussichtlich muss zum Beispiel in den Besprechungszonen der betroffenen Bereiche breitflächig verlegtes Parkett wieder herausgerissen werden. Das stundenlang unter Druck aus den hahnlosen Leitungen geschossene Wasser soll teils zentimeterhoch auf den Hölzern gestanden haben. Immerhin: Der Kernbereich war nicht betroffen. Von den Tätern fehlt nach wie vor jede Spur.

(dpa)
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