Kommentar Wenig intelligente Verharmlosung
Wenn alle Argumente nichts nutzen, dann wird im Meinungskampf gerne die Nazi-Keule herausgeholt. "Wie bei den Nazis" lautet das entsprechende Totschlagargument, oder "wie Hitler". Sehr originell ist das nicht. Schlimmer noch: Nazi-Vergleiche sind auch nicht sonderlich intelligent. Denn sie verharmlosen meistens die Verbrechen der Nationalsozialisten.
Es ist traurig aber wahr: Adolf Hitler und seine Parteigenossen sind, im Gegensatz zu anderen Diktatoren, legal an die Macht gekommen. Sie haben die Wähler nie im Unklaren gelassen, dass sie politische Gegner nicht besiegen, sondern vernichten wollen. Sie haben aus ihrem Rassenwahn nie einen Hehl gemacht, ebenso wenig aus ihrer Absicht, die Juden auszurotten. Und dass sie die Welt nach ihrer Machtergreifung mit einem grausamen Krieg überziehen würden, konnte im Jahr 1933 jeder wissen, der es wissen wollte.
Hitler war nicht der einzige Schwerverbrecher, der jemals an der Spitze eines Landes stand. Auch Stalin oder Mao gehören in diese Kategorie. Dennoch: Niemand hat über die Menschheit in so kurzer Zeit so viel Elend gebracht wie Hitler und die Nazis. Deshalb verbietet sich jeder Vergleich. Nicht um andere zu schonen, sondern aus Gründen der Ehrlichkeit.
Hugo Müller-Vogg
