Monheim Wespen greifen Kinder in Monheim an

Monheim · Es war wie im Horrorfilm: Auf dem Weg zum Spielplatz wurde eine Kindergartengruppe Opfer eines aggressiven Wespenschwarms. Zwei Kinder mussten ins Krankenhaus, 15 wurden verletzt.

Vier Notärzte und 33 Feuerwehrleute mit insgesamt 13 Fahrzeugen waren im Einsatz, um eine Gruppe des Waldkindergartens in Monheim vor einem aggressiven Wespenschwarm in Sicherheit zu bringen. Der hatte mit mehreren Tausend Tieren die Kinder auf dem Weg zu einem Spielplatz attackiert. Zwei Kinder wurden sofort mit Blaulicht in das Kinderklinikum nach Leverkusen transportiert, 15 weitere und zwei Erwachsene mussten vor Ort behandelt werden.

Gegen elf Uhr hatte sich die Kindergartengruppe auf Wunsch der Drei- bis Sechsjährigen zum "Mäuseplatz" aufgemacht. Ihren Spielplatz suchen die Kinder jeden Tag selbst aus. Auf einem Waldweg war die Gruppe offenbar dem Erdnest der Wespen zu nahe gekommen. "Eine solch aggressive Reaktion der Tiere habe ich noch nie erlebt", sagte die Leiterin des Kindergartens, Sabine Schwandt. Die Insekten hätten sich in den Haaren der Kinder verfangen und sie mehrfach in den Kopf gestochen. Andere Tiere seien in Ärmel und Jackenkragen gekrabbelt und hätten dort zugestochen. "Einige Kinder haben sich in Panik und vor Schmerzen die Kleider vom Leib gerissen", sagte Schwandt.

Fünf Begleitpersonen und zwei Spaziergängerinnen bemühten sich, die Kinder zu beruhigen und ihnen zu helfen. Einige Erzieherinnen hatten selbst viele Stiche abbekommen. In einem sozialen Netzwerk schrieb eine der unmittelbar beteiligten Betreuerinnen, sie allein sei 25 Mal gestochen worden.

Bereits im ersten Alarmruf an die Feuerwehr Monheim war von vielen betroffenen Kindern die Rede. Deshalb zog der Einsatzleiter von Anfang an Kräfte aus Langenfeld und Hilden hinzu. Aus Ratingen eilte der leitende Notarzt des Kreises Mettmann herbei. "Die insgesamt vier Notärzte vor Ort haben alle Kinder und Erwachsenen eingehend untersucht und die Schwellungen rund um die Stiche mit Eis-Packs gekühlt", sagte der stellvertretende Leiter der Feuerwehr Monheim, Achim Bremer. Zugleich wurden die Kinder beruhigt. Einige von ihnen weigerten sich aus Angst vor den Wespen, ihre Jacken und Hosen wieder anzuziehen. Sie wurden in wärmende Decken gehüllt und den nach und nach eintreffenden Eltern übergeben. Die bekamen laut Feuerwehr von den Notärzten noch Hinweise, worauf sie in den folgenden Stunden achten sollten.

In erster Linie geht es nach Angaben von Joachim Echhorn, dem Direktor der Leverkusener Kinderklinik, darum, allergische Reaktionen zu erkennen und zu behandeln. Zudem müsse vermieden werden, dass Schwellungen die Atemwege blockierten. Schwandt will den Vorfall mit den Kindern aufarbeiten: "Die aggressiven Wespen, die schmerzhaften Stiche, aber auch die vielen Einsatzkräfte waren für die Kinder ein einschneidendes Erlebnis."

Auch wenn der Eindruck eines aggressiven Verhaltens vonseiten der Tiere entstünde, sei dies doch eine normale Reaktion, sagte Heinz Mehlhorn, Professor für Parasitologie an der Universität Düsseldorf. "Wenn ein Erdnest erschüttert wird, etwa wenn Kinder darüberlaufen, verteidigen die Wespen ihr Revier. Schlägt eines der Kinder nach ihnen, geben einzelne Tiere Pheromone ab, die die anderen alarmieren und sie zum Angriff übergehen lassen", so der Experte. Kinder seien besonders häufig von Wespenangriffen betroffen, weil sie schneller in Panik geraten. Es könne aber nicht die Rede davon sein, dass die Wespen aggressiver sind als sonst. Zudem seien die Tiere im Juli besonders aktiv. "Die Schwärme erreichen dann ihre höchste Zahl an Individuen und sind unterbeschäftigt", sagt eine Sprecherin des Naturschutzbundes NRW.

(RP)
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