Berlin Wie Deutschland Mali hilft

Berlin · Wenn der Bundestag morgen über Auslandseinsätze in Afrika berät, werden die Abgeordneten nicht nur auf die beiden Missionen zu sprechen kommen, die im Sudan zur Verlängerung anstehen. Sicherlich nutzt das Parlament die Gelegenheit, um die Augen auf den Norden des Nachbarkontinentes zu richten: In Mali nimmt der nächste bevorstehende Bundeswehreinsatz immer konkretere Formen an.

Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) brachte die brisante Lage auf den Punkt: "Wenn wir Mali verlieren, droht uns ein zweites Afghanistan." Konsequenterweise kündigten die französischen Streitkräfte schon an, Aufklärungsdrohnen aus Afghanistan abzuziehen und nach Mali zu verlegen. Wären sie gestern schon dort gewesen, hätten sie möglicherweise Augenzeugenberichte bestätigen können, wonach über Hundert Fahrzeuge mit weiteren arabischen Kämpfern im unkontrollierbar gewordenen Norden des Landes gesichtet wurden. Die Pickups sollen mit automatischen Waffen ausgerüstet sein und aus dem Sudan, aus Algerien, Pakistan, Ägypten und aus dem Jemen kommen. Seit dem Fall des libyschen Regimes entwickelt sich der Norden Malis immer mehr zum Rückzugsraum für islamistische Gruppen mit engen Beziehungen zum Terrornetzwerk Al Qaida. Seit einem Militärputsch herrscht auf einem Gebiet von der Größe Frankreichs ein staatliches Machtvakuum. Die regulären Sicherheitskräfte werden der Situation nicht mehr Herr. Sie sollen nun von afrikanischen Verbänden unterstützt werden. Außerdem hat Bundeskanzlerin Angela Merkel grundsätzlich grünes Licht für die Beteiligung der Bundeswehr an einer Unterstützungs- und Schulungsmission gegeben, die von der EU vermutlich am 19. November auf den Weg gebracht wird.

Sie könnte nach dem Muster Somalias ablaufen: Seit November vergangenen Jahres sind 125 Soldaten aus 15 europäischen Ländern in Uganda damit beschäftigt, somalische Soldaten zu schulen. Sie kehren nach sechsmonatigem Training in ihr eigenes Land zurück und haben in den zurückliegenden Monaten, ebenfalls unterstützt von afrikanischen Truppen, beachtliche Erfolge im Zurückdrängen der islamistischen Milizen errungen. Stück für Stück wird das einst schon unter "gescheiterte Staaten" geführte Land wieder beherrschbar.

Außenminister Guido Westerwelle bekräftigte gestern, dass es bei der deutschen Beteiligung an einer Mali-Mission "nicht um Kampftruppen" gehen werde. Allerdings sei der Westen "außerordentlich besorgt über die Situation in Nord-Mali". Wenn dort ein sicherer Hafen für Terroristen entstehe, gefährde das nicht nur Mali, nicht nur die Region, sondern "auch uns in Europa". Deshalb müsse die internationale Gemeinschaft Mali dabei unterstützen, die Kontrolle zurückzugewinnen.

(may-)
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