Düsseldorf Wie gefährlich die Ukraine-Krise für die Wirtschaft ist

Düsseldorf · Vor allem bei Energielieferungen hängt Deutschland am Osten. Und Tausende deutsche Firmen sind in Russland und der Ukraine aktiv.

Abstürzende Börsen, steigende Ölpreise, teureres Gold – die Krise auf der Halbinsel Krim in der Ukraine hat sich gestern an den internationalen Märkten deutlich bemerkbar gemacht.

Firmen In Russland und der Ukraine sind zusammengerechnet mehr als 7000 deutsche Unternehmen aktiv. Allerdings hat Russland als Handelspartner zuletzt an Bedeutung verloren. Export und Import büßten im vergangenen Jahr zusammengerechnet etwa fünf Prozent ein. Experten halten die Entwicklung in China für Deutschland mittlerweile sogar für wichtiger als das, was im Osten Europas geschieht.

Energie Deutschlands Abhängigkeit von Energie aus russischen Quellen ist allerdings relativ groß. Die Bundesrepublik bezieht etwa 40 Prozent ihres Gases und etwa ein Drittel ihres Öls aus Russland; ein Teil der Lieferungen fließt durch ukrainische Pipelines von Ost nach Westen. Ein Lieferstopp oder Lieferverzögerungen könnten die deutsche Wirtschaft empfindlich treffen, wenn die Krise lange anhält und irgendwann die gespeicherten Vorräte zur Neige gingen. Das droht nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums aber vorerst nicht.

Börsen Für Unternehmen wie Gazprom wäre eine Verstopfung ihrer Absatzkanäle nach Westeuropa umgekehrt allerdings auch ein herber Schlag. Entsprechend stürzte der Aktienkurs des russischen Konzerns und Schalke-Sponsors um mehr als ein Sechstel ab. Auch in Deutschland hat der Börsenrutsch die Kurse jener Papiere am stärksten getroffen, die in Russland stark unterwegs sind – Sportartikel-Anbieter Adidas etwa oder den Düsseldorfer Handelskonzern Metro, für den der russische Markt einer der Wachstumsträger ist. Die Planungen, etwa ein Viertel des russischen Großhandelsgeschäfts an die Börse zu bringen, laufen bei der Metro trotz der Krim-Krise aber weiter.

Währung Das Problem für die deutschen Firmen ist nicht nur die politische Unsicherheit in der Region, sonden auch der Verfall des russischen Rubel. Denn die Kursverluste der russischen Währung machen die Produkte der deutschen Anbieter teurer – und das Geschäft für sie schwieriger. Die russische Zentralbank hat gestern die Leitzinsen erhöht und hofft, dass so die russische Währung für Investoren attraktiver wird.

Gold Das Edelmetall gilt in Krisenzeiten als Fluchthafen für Anleger. Insofern ist der Preisanstieg auf den höchsten Stand der vergangenen vier Monate angesichts der Krise keine Überraschung. Solange nicht klar ist, ob die Lage auf der Halbinsel eskaliert oder sich entspannt, wird der Boom beim Gold anhalten. Umgekehrt gilt: Bei einer schnellen Lösung des Konflikts könnte der Preis schnell wieder fallen. Eine Investition in Gold ist also eine Wette.

(gw)
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