Meinung Winterkorn profitiert von schwachem Verhör

Ein Vorstandsvorsitzender des wichtigsten deutschen Unternehmens mit mehr als einer halben Million Beschäftigten weiß um seine Macht. Martin Winterkorn hatte zu seiner Zeit als VW-Chef kaum etwas von Bundestagsabgeordneten zu befürchten. Und diese bittere Feststellung gilt offensichtlich heute noch - wohlgemerkt nach dem Auffliegen des größten Skandals in der Konzerngeschichte, nach Winterkorns glanzlosem Abgang wenige Tage später, nach etlichen Untersuchungen und Schuldzuweisungen.

Der Auftritt des heutigen Ruheständlers vor dem Untersuchungsausschuss des Bundestages jedenfalls dürfte ganz nach Winterkorns Geschmack verlaufen sein. Er konnte die - alles andere als glaubwürdige - Botschaft platzieren, im Vorfeld nichts von den Manipulationen bei den Abgaswerten der Dieselfahrzeuge gewusst zu haben. Und immer wenn es kritisch wurde, durfte er unter Berufung auf ein laufendes Verfahren der Staatsanwaltschaft die Aussage verweigern. Zudem half es Winterkorn, dass die Abgeordneten bei ihren Fragen ins Straucheln gerieten, sich als Laien in Technikfragen darstellten, ihm schlicht kaum gewachsen waren. Ein schwaches Verhör und eine vertane Chance für mehr Aufklärung.

(jd)
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