Politik statt Wickeltisch? Wirbel um Sigmar Gabriels "Babypause"

Düsseldorf · Seit Tagen löst SPD-Chef Sigmar Verwunderung aus, da er sich über den Internet-Dienst Twitter immer wieder zu aktuellen Themen meldet, obwohl er offiziell seine mehrfach angekündigte Babypause in Magdeburg macht. Zudem trifft sich der Niedersachse regelmäßig mit Journalisten und politischen Vertrauten. Einige Beobachter vermuten, Gabriel wolle sich in diesen Wochen als Kanzlerkandidat in Stellung bringen. Politik statt Wickeltisch?

 Sigmar Gabriel twittert in diesen Tagen regelmäßig aus Magdeburg in die weite Welt.

Sigmar Gabriel twittert in diesen Tagen regelmäßig aus Magdeburg in die weite Welt.

Foto: dapd, Sigmar Gabriel

Auch zahlreiche Leser von RP ONLINE wundern sich über die "Babypause" des Niedersachsen. "Ich finde es wirft wieder ein falsches Licht auf die Eltern, die wirklich ihres Kindes wegen zuhause bleiben", schreibt ein Leser ins Forum. "Alles in allem halt ein wirklich multitasking-fähiger Mann", kommentiert ein anderer Nutzer ironisch.

Die SPD stellte am Mittwoch klar, dass es sich bei Gabriels "Babypause" nicht um eine offizielle Elternzeit handelt. Gabriel habe kein Elterngeld beantragt, sondern nutze für seine "Babyzeit" die Sommerpause des Bundestags sowie seinen persönlichen Jahresurlaub. Der Parteichef erhält während der drei Monate, in denen er sich um sein Baby kümmern will, seine vollen Bezüge als Bundestagsabgeordneter und Parteichef. Gabriel bezieht seine normale Diät in Höhe von 4311 Euro netto sowie 6126 Euro netto "Aufwandentschädigung" für sein Amt als Parteichef, wie eine SPD-Sprecherin der "Saarbrücker Zeitung" bestätigte.

Das Elterngeld ist seit seiner Einführung im Jahr 2007 politisch umstritten. Mütter und Väter, die für die Betreuung ihrer Kinder ihre berufliche Tätigkeit unterbrechen oder einschränken, können diese Art der Unterstützung beantragen. Die Höhe richtet sich nach dem Einkommen der Eltern vor der Geburt. Es ersetzt in der Regel zwei Drittel des Nettoeinkommens. Bis zu 1800 Euro werden monatlich ausgezahlt. Elterngeld kann in den ersten 14 Lebensmonaten des Kindes in Anspruch genommen werden. Ein Elternteil kann höchstens für zwölf Monate Elterngeld beziehen.

Familienministerin Kristina Schröder (CDU) wertet es als Erfolg, dass immer mehr Väter Babymonate in Anspruch nehmen. Für mehr als jedes vierte Kind nimmt inzwischen auch der Mann Elterngeld in Anspruch. Kritiker halten dagegen, vielen dieser Väter ginge es vornehmlich um die zwei Bonusmonate, die der Staat gewährt, wenn sich Mutter und Vater an der Babyzeit beteiligten. Tatsächlich würden viele Kinder ihre Väter nicht so oft zu Gesicht bekommen, wie vom Gesetzgeber beabsichtigt.

(csi)
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