Düsseldorf Wird Kölner Polizeieinsatz neu aufgerollt?

Düsseldorf · Der Untersuchungsausschuss zur Silvesternacht geht den neuen Vergewaltigungsvorwürfen nach.

Die Mitteilung der Kölner Beratungsstelle "Lobby für Mädchen", dass in der Silvesternacht auf dem Bahnhofsvorplatz zwei Frauen am Boden vergewaltigt worden seien, hat den Parlamentarischen Untersuchungsausschuss (PUA) aufgeschreckt. Er will jetzt versuchen, Informationen über Ort und Zeitpunkt der Vergewaltigungen zu erhalten, um den Polizisten ausfindig zu machen, der einen Täter weggerissen haben soll. Notfalls werde der "gesamte Polizeieinsatz neu aufgerollt, um den Beamten zu finden", sagte PUA-Vorsitzender Peter Biesenbach (CDU) unserer Redaktion. Schließlich seien damals gar nicht so viele Beamte im Einsatz gewesen. Mit genaueren Daten und unter Zuhilfenahme des Videomaterials könnte sich vielleicht der Beamte ermitteln lassen.

Ebenso wie Biesenbach sagte auch SPD-Sicherheitsexperte Hans-Willi Körfges, dass dieser Beamte den Täter unbedingt hätte festnehmen und Meldung erstatten müssen. Davon finde sich aber nichts in den Akten. "Deshalb hat uns alle der Bericht ja so schockiert. Davon haben wir bislang überhaupt nichts gehört", so Körfges.

Die Koordinatorin der Kölner Beratungsarbeit, Frauke Mahr, hatte dem PUA am Donnerstag berichtet, dass sich zwei Frauen telefonisch gemeldet und von den Vergewaltigungen erzählt hätten. Eine der beiden Frauen habe der anderen zurufen wollen: "Mach die Augen zu", doch ihr sei brutal der Kopf weggedreht worden, wohl damit die Frauen nicht mehr miteinander kommunzieren konnten. Beim Auftauchen des ominösen Polizisten sei eine der zwei Frauen geflohen. Wegen ihrer Verletzungen habe sie tagelang im Krankenhaus behandelt werden müssen. Dort sei auch eine Schwangerschaft festgestellt worden, wobei sich die Frau allerdings nicht sicher gewesen sei, ob diese bereits vorher bestanden hatte. Sie habe sich für eine Abtreibung entschieden. Die Frau sei traumatisiert und bis heute arbeitsunfähig.

Der PUA will nun nähere Angaben von jener Betreuerin, mit der eines der beiden Opfer weiterhin in Verbindung steht. Gegebenenfalls werde man diese Frau, die im Team von Frauke Mahr arbeitet, noch als Zeugin laden, so Biesenbach. Allerdings solle das Opfer, das bislang keine Strafanzeige gestellt hat, anonym bleiben. Zur Aussage zwingen könne man sie nicht.

Das Innenministerium betonte, aufgrund der neuen Vorwürfe werde die Kölner Polizei allen Hinweisen nachgehen. Frauke Mahr und die Beratungsstelle waren gestern nicht für Anfragen zu erreichen.

(hüw)
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