Persönlich Wolfgang Schäuble . . . ist jetzt Berliner Ehrenbürger

Wolfgang Schäuble ist ein Meister der ironischen Rede. Eine Kostprobe gab er gestern wieder im Berliner Rathaus, wo ihm der alte und neue Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) die Ehrenbürgerwürde der Stadt verlieh. Berlin stehe mit seiner Geschichte, Dynamik und seinen Problemen symbolisch für Deutschland insgesamt - im Guten wie im nicht so Perfekten, sagte Schäuble. "Aus diesem Grund ist Berlin die richtige Hauptstadt für unser Land."

Mit dieser Bemerkung gelang dem 74-Jährigen zweierlei: Er stichelte ein wenig gegen Berlin, dessen Verwaltung mit dem Bevölkerungswachstum nicht zurechtkommt. Und er erinnerte daran, dass Berlin ohne sein, Schäubles, Zutun nie Hauptstadt geworden wäre.

Es war Schäuble, der 1991 als Innenminister in einer historischen Bundestagsrede für den Umzug der Bundesregierung von Bonn nach Berlin plädierte und so entscheidend dazu beitrug, dass sich das Parlament mit hauchdünner Mehrheit dann dafür entschied.

Gleichwohl hatte Schäuble später mit Berlin nicht mehr viel Glück. Nach der Abwahl von Eberhard Diepgen als Regierendem Bürgermeister war Schäuble als Spitzenkandidat für die vorgezogene Neuwahl am 21. Oktober 2001 im Gespräch. Die Berliner CDU zog dann aber Frank Steffel als Kandidaten vor. Dass sie mit Schäuble besser gefahren wäre, musste sie nach unglücklichen Medienauftritten des früheren Teppichhändlers Steffel ("München ist die schönste Stadt Deutschlands") kurz darauf erfahren: Der heutige Bundestagsabgeordnete fuhr eines der schlechtesten CDU-Ergebnisse ein.

Doch das ist heute alles Schnee von gestern. Schäuble ist als Bundesfinanzminister schon lange dort unterwegs, wo er besser hingehörte: auf den größeren Bühnen. Als Ehrenbürger Nr. 119 bekommt er nun ein Porträt im Berliner Rathaus, eine lebenslange Jahreskarte der Berliner Verkehrs-Betriebe und das Amtsblatt.

Birgit Marschall

(mar)
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