Würdiges Gedenken

Der Brandanschlag von Solingen gehört zu den schlimmsten rassistischen Verbrechen der bundesrepublikanischen Geschichte. Fünf türkischstämmige Menschen starben durch das Feuer, das Rechtsradikale gelegt hatten. Vor diesem Hintergrund kann man es dem türkischen Außenminister nicht verwehren, an der 25-Jahr-Gedenkveranstaltung das Wort zu ergreifen - auch wenn in der Türkei Wahlkampf herrscht.

Es wäre naiv anzunehmen, dass Çavusoglu allein das Gedenken in den Mittelpunkt stellt. Wahrscheinlich wird er die Gedenkfeier ausnutzen, um Erdogan-Anhänger für die vorgezogenen Wahlen in der Türkei zu mobilisieren und damit den autoritären Kurs dort zu festigen. Um ein würdiges Gedenken zu ermöglichen, sollten wir uns dennoch schrille Debatten wie im Jahr 2017 rund um das türkische Referendum ersparen. Vielmehr muss es Anliegen von Politik und Zivilgesellschaft sein, den Opfern und Hinterbliebenen Respekt und Anteilnahme zu zeigen - mit vielen prominenten Stimmen. Man sollte Çavusoglu nicht allein die Bühne überlassen.

(qua)
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