Moskau Zehntausende protestieren in Moskau gegen Putin

Moskau · Bei einem Protestmarsch Zehntausender Kremlgegner im Zentrum Moskaus hat die Polizei 400 Demonstranten festgenommen, darunter Oppositionsführer Sergej Udalzow, den Oppositionellen Boris Nemzow und den Blogger Alexei Nawalny. Ihnen drohen bis zu 15 Tage Arrest wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt. Die Sicherheitskräfte wurden mit Flaschen und Steinen attackiert. Die Proteste richteten sich gegen Wladimir Putin, der heute in seine dritte Amtszeit als Präsident eingeführt wird.

Die Organisatoren hatten die Demonstration am Vorabend von Putins Inauguration als "Marsch der Millionen" angekündigt. Die Protestierer riefen "Russland ohne Putin" und "Putin ist ein Dieb". Wie bei ähnlichen Demonstrationen im vergangenen Winter herrschte auch diesmal zunächst eine friedliche Atmosphäre. Viele der jüngeren Demonstranten vertraten ihren Standpunkt mit Humor. Ein junger Mann hatte sich aus braunem Isolierschaum eine Kopfbedeckung gebastelt, die an einen großen Hundehaufen erinnert. Darauf prangte das Logo des kremlgesteuerten Fernsehsenders NTW. Als einige Demonstranten von der vorgeschriebenen Route Richtung Kreml abzuweichen versuchten, kam es zu den Auseinandersetzungen.

Wladimir Putin soll heute in einer prunkvollen Zeremonie in sein Amt als Präsident eingeführt werden. 2000 Gäste sind geladen, 30 Salutschüsse werden zu Ehren des neuen Kremlherrn abgefeuert. Der 59-Jährige war bereits von 2000 bis 2008 Staatsoberhaupt. Weil die Verfassung nur zwei Amtsperioden erlaubt, schickte Putin 2008 seinen politischen Zögling Dmitri Medwedew ins Rennen. Putin wurde Regierungschef, blieb aber Russlands starker Mann. Trotz landesweiter Proteste gegen Manipulationen hatte Putin die Präsidentenwahl im März gewonnen. Durch eine Verfassungsänderung wird er nun für sechs Jahre im Amt bleiben können.

(RP)
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