Jerusalem/Gaza Zum sechsten Mal bricht die Hamas eine Waffenruhe

Jerusalem/Gaza · Die Palästinenser verlangen von Israel ein Ende der Blockade.

Im Gaza-Streifen wird nach Ablauf der vereinbarten 72-stündigen Waffenruhe zwischen Israel und der radikal-islamischen Hamas wieder geschossen. Israel flog gestern erneut einen Angriff auf das Küstengebiet der Palästinenser. Ein Sprecher des israelischen Militärs sagte, dass ein "Terrorziel" angegriffen worden sei. Palästinensische Behörden sprachen davon, dass ein zehnjähriger Junge getötet worden sei. Auslöser des Angriffs ist nach israelischen Angaben, dass am Morgen aus dem Gaza-Streifen wieder 18 Geschosse auf den Süden Israels gefeuert wurden. Die Hamas hat damit zum sechsten Mal eine Feuerpause gebrochen.

Ein Vertreter der Terrorgruppe erklärte, die Palästinenser hätten bei den Gesprächen mit Israel in Kairo eine Verlängerung der Waffenruhe abgelehnt. Die Palästinenser verlangen von Israel ein Ende der Blockade des Gaza-Streifens mit seinen rund 1,8 Millionen Einwohnern, die Öffnung des Seehafens und die Freilassung palästinensischer Gefangener. Israel werde nur verhandeln, wenn die Waffen schweigen, sagte ein Regierungsbeamter. Viele Menschen im Gaza-Streifen versuchten, sich vor den neuen Angriffen in Sicherheit zu bringen. Augenzeugen sprachen von Hunderten Zivilisten, darunter Frauen und Kinder, die aus dem Osten Gazas flüchteten.

Die Hamas hat mehrere Gründe für ihr Vorgehen: Sie will unter keinen Umständen als Verliererin des Krieges dastehen und vor den Forderungen Ägyptens kapitulieren. Kairo hatte von Anfang an darauf bestanden, dass zuerst die Kampfhandlungen eingestellt werden und erst danach verhandelt wird. Die Hamas lehnte diese Vorgabe lange Zeit entschieden ab und forderte stattdessen Verhandlungen parallel zum Krieg.

Deutschland, Frankreich und Großbritannien hatten bereits am Mittwoch angeboten, dass die EU den südlichen Grenzpunkt Rafah zwischen dem Gaza-Streifen und Ägypten kontrollieren könnte. Mit der Öffnung des bisher geschlossenen Grenzpostens könnte die Versorgung der Zivilbevölkerung ermöglicht werden. Gleichzeitig soll der Waffenschmuggel für die Hamas unterbunden werden.

Bei den seit dem 8. Juli andauernden Kämpfen sind nach Angaben der Behörden im Gaza-Streifen fast 2000 Palästinenser ums Leben gekommen. Israel spricht von 64 getöteten Soldaten und drei Zivilisten, die bei dem Beschuss mit Raketen getötet worden seien.

(RP)
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