Polizeipräsident Schenkelberg im Interview "Fortunen waren nicht aggressiv"

Düsseldorf · Polizeipräsident Herbert Schenkelberg hat das Aufstiegsspiel in der Arena miterlebt. Besonders erschüttert hat ihn das Auftreten der Berliner Hertha-Fans, die das Spielfeld mit Bengalischen Fackeln bewarfen. Vom Anhang der Fortuna dagegen sei keine Gewalt ausgegangen.

 War entsetzt über die hohe Aggressivität der Hertha-Fans: Polizeipräsident Herbert Schenkelberg.

War entsetzt über die hohe Aggressivität der Hertha-Fans: Polizeipräsident Herbert Schenkelberg.

Foto: Bretz, Andreas

Lassen Sie uns mit einem Fazit beginnen: Herr Schenkelberg, wie haben Sie das Spiel erlebt?

Schenkelberg Zwiespältig. Ich habe dramatisch spannenden Fußball gesehen, super Stimmung und ein tolles Ergebnis für die Fortuna. Aber es gab auch unschöne Bilder, die niemand wollen kann.

Damit meinen Sie insbesondere was?

Schenkelberg Mich hat der hochaggressive Einsatz von Pyrotechnik bei den Hertha-Fans entsetzt. Da wurden die Fackeln gezielt in Richtung Spieler, Zuschauer und Rasen geschleudert. Mich hätte nicht gewundert, wenn der Schiedsrichter in diesem Moment die Partie abgebrochen hätte.

Fackeln gab es auch bei Fortuna.

Schenkelberg Stimmt. Das ist auch nicht in Ordnung, das muss man genauso verurteilen. Aber: Bei Fortuna brannte das Feuerwerk geordnet ab, wurde nicht geworfen. Das hat eine andere Qualität.

Und der Sturm aufs Spielfeld?

Schenkelberg Hat mir natürlich auch nicht gefallen. Das war großer Mist. Aber das war nicht von Aggression getrieben, basierte auf einem missverstandenen Pfiff. Hätte dieser Platzsturm — auch wenn er eigentlich nicht erwünscht war — 90 Sekunden später stattgefunden, wäre in der Arena eine Stimmung gewesen wie bei der Meisterfeier in Dortmund.

Aus Berlin kommen da andere Darstellungen.

Schenkelberg Gegen die ich mich entschieden verwahre. Da ist überhaupt nichts dran. Die Aggression ging ausschließlich von Hertha-Fans aus. Und dass wir als Polizei die Spieler auf den Platz zurück genötigt hätten, ist schlicht unwahr.

Es war also nie, wie vom Hertha-Anwalt behauptet, die Rede von einem drohenden Blutbad bei Abbruch?

Schenkelberg Nein. Der Schiedsrichter hat unseren Einsatzleiter gefragt, ob der, nachdem der Innenraum frei war, Sicherheitsbedenken gegen eine Fortsetzung habe. Die hatte er nicht. Und das war's.

Die Polizei ist unmittelbar vor dem Hertha-Block in Stellung gegangen, als von dort die Böller und Fackeln flogen. War das im Hinblick auf den Platzsturm ein Fehler?

Schenkelberg Nein. Die Aufgabe der Polizei ist in solcher Situation, die Fans zu trennen. Wir hatten im Vorfeld deutliche Hinweise darauf, dass Hertha-Fans ihrerseits planten, den Platz zu stürmen. Wir haben uns vor dem Gästeblock postiert, um das zu verhindern — und weil das Verhalten der Fans dort zunehmend aggressiver wurde. Für den sicheren Spielablauf muss der Veranstalter sorgen.

Wann ist der Veranstalter, wann die Polizei zuständig?

Schenkelberg Wir gewährleisten die Sicherheit von Menschen über das Hausrecht hinaus. Das Hausrecht liegt beim Verein. Der von ihm beauftragte Sicherheitsdienst verantwortet etwa die Zugangskontrollen und den Schutz gefährdeter Bereiche. Dazu zählt auch das Spielfeld — dafür stehen die Ordner rund um den Platz mit Blick aufs Publikum.

Wie konnten dann so viele Fortuna-Fans schon gut zehn Minuten vor Spielende aus den Blöcken an den Spielfeldrand kommen, was ja die Voraussetzung für den Platzsturm war?

Schenkelberg Eine berechtigte Frage, die aber nicht in meine Zuständigkeit fällt.

Und die Frage, wie derartige Mengen von Pyrotechnik ins Stadion gelangten?

Schenkelberg Ist ebenfalls berechtigt. Ich möchte mich aber nicht zu Dingen äußern, die in die Verantwortung anderer fallen. Zu unseren Aufgaben gehört jetzt aber auch, die Täter zu ermitteln und entsprechende Verfahren einzuleiten.

Wird auch gegen den Mann, der vor dem Schlusspfiff den Elfmeterpunkt aus dem Rasen schnitt, ermittelt?

Schenkelberg Wenn der Veranstalter Anzeige wegen Sachbeschädigung erstattet, werden wir das selbstverständlich tun.

Stefani Geilhausen führte das Gespräch

(RP/jco)
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