Hassels 25 Hinweise nach Doppelmord

Düsseldorf · Nach der Veröffentlichung eines Phantombildes zur Bluttat von Hassels verfolgen 30 Mitarbeiter einer Sonderkommission mehrere Spuren. Ein gewaltsames Eindringen in die Wohnung wird ausgeschlossen. Der Yoga-Verein, dem eines der Opfer angehörte, veröffentlichte einen Nachruf.

 Mit diesem Phantombild sucht die Polizei nach einem Verdächtigen.

Mit diesem Phantombild sucht die Polizei nach einem Verdächtigen.

Foto: Polizei

Mehr als zwei Dutzend Hinweise sind bei der Polizei nach der Veröffentlichung des Phantombildes eingegangen, das einen der beiden mutmaßlichen Täter des Doppelmords von Hassels zeigt. Der 30 bis 35 Jahre alte Mann wird verdächtigt, mit einem Komplizen am Donnerstagmorgen einen 82-jährigen Rentner und dessen 39-jährige Tochter in ihrer Wohnung an der Altenbrückstraße erschossen zu haben. Die 81-jährige Mutter wurde in ein Zimmer gesperrt und überlebte. "Wir arbeiten die insgesamt 25 Hinweise jetzt in Teams nach und nach ab", sagte Polizeisprecher André Hartwich. Ob eine heiße Spur darunter ist, könne er aus ermittlungstaktischen Gründen nicht sagen.

"Wir haben die Tatortarbeit inzwischen abgeschlossen", sagte Hartwich. Demnach habe sich der Eindruck bestätigt, dass die Täter nicht gewaltsam in die Wohnung eingedrungen seien: "Ob es sich deswegen aber um eine Beziehungstat oder um einen Überfall handelte, lässt sich noch nicht sagen." Eine Sonderkommission aus 30 Beamten wurde eingerichtet - eine "starke Kommission", wie Hartwich sagt.

Zahlenmäßig, aber auch im Vergleich zu anderen: So wurde nach der Entführung der Bankiersgattin Maria Bögerl, die bundesweit für Aufsehen sorgte, zwar seinerzeit eine 80-köpfige Sonderkommission eingerichtet. Diese hatte jedoch alleine nach Veröffentlichung des Phantombildes mehr als 300 und insgesamt fast 4000 Hinweisen nachzugehen.

Hinsichtlich eines Phantombildes des zweiten Tatverdächtigen des Doppelmords von Hassels hieß es gestern, dafür reichten nach derzeitigem Stand die Zeugenaussagen nicht aus. "Was den ersten Mann betrifft, so ist sich der Zeuge sicher, dass er wirklich so ausgesehen hat wie auf dem Phantombild", sagte Hartwich. "Deswegen konzentrieren wir uns auf diesen Mann." Zu den Recherchen im privaten Umfeld der erschossenen Mara S. hieß es, man könne derzeit nichts ausschließen und ermittle weiter in alle Richtungen.

So war die 39-jährige beispielsweise für den Düsseldorfer Verein Yoga Vidya tätig, der nach eigenen Angaben Europas größte Yoga- und Ayurveda-Seminarhäuser betreibt und sich im Internet umständlich von dem Verdacht zu distanzieren versucht, eine Sekte zu sein. Volker "Sukadev" Bretz, Gründer von Yoga Vidya, schreibt in einem Fragenkatalog auf der Internetseite des Vereins etwa, dass er von einem "Besuch ins Elfenreich" abrate: "Dies ist eine astrale Zwischenebene, und ein Eindringen auf diese Ebene ist nicht ganz ungefährlich." Nach RP-Informationen hat in der Wohnung der ermordeten 39-Jährigen ein rituelles Diagramm namens Yantra gehangen, auf das ein einzelner, offenbar gezielter Schuss abgefeuert wurde. Auf der Internetseite des Vereins prangt seit gestern Nachmittag ein Nachruf für Mara S.. Bretz sagte darin, er sei "dankbar", dass er "Mara als wunderbaren Menschen habe kennen lernen können". Vor rund zehn Jahren sei "Hema", so ihr spiritueller Name, häufig bei Yoga Vidya im Westerwald zu Gast gewesen. Damals habe sie ihre Ausbildung zur Yogalehrerin gemacht und an Buchübersetzungen mitgewirkt.

Nach 2004 seien ihre Besuche sporadischer geworden. Seit 2007 schließlich habe er die Frau dann nicht mehr gesehen: "Auch im neuen Yoga Vidya Center Düsseldorf, das ja nur ein paar Kilometer weg von ihrem Zuhause war, ist sie leider nie gewesen. So wissen wir nicht, was sie die letzten Jahre gemacht hat."

Hinweise zum Doppelmord in Hassels nimmt die Mordkommission "Altenbrück" der Polizei unter der Telefonnummer 0211 8700 entgegen.

(RP)
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