Landgericht 300.000 Mark im Ofen: Gericht will Zeugen hören

Düsseldorf · Das Geheimnis der 300.000 Mark, die jahrelang im Kachelofen eines Hauses in Gerresheim versteckt waren, will das Landgericht nun durch weitere Beweise lüften. Das hat ein Gerichtssprecher bestätigt.

Ursprünglich wollte eine Zivilkammer bereits heute entscheiden, wem der 2008 entdeckte Bargeldschatz zusteht. Doch der Urteilstermin wurde abgesagt. Die Richter wollen erst noch Zeugen hören — und das Foto des längst abgerissenen Kachelofens ansehen.

Im Zivilprozess klagen die "von Bodelschwingh‘schen Stiftungen Bethel", eine karitative Einrichtung bei Bielefeld, gegen einen Gymnasiallehrer (50) aus Düsseldorf. Er fand die Geldbündel 2008 im Kachelofen, als er das Haus gekauft hatte und den Ofen gerade abriss — und soll jetzt per Klage gezwungen werden, auf das Geld zu verzichten.

Damals hatte er den Schatz zum Fundbüro getragen. Prompt meldeten die "Stiftungen Bethel" einen Erbanspruch an. Denn ein kinderloses Ehepaar, das bis Anfang der 1970er Jahre ein Teppichhaus führte und dann als Eigentümer lange in der Wohnung im ersten Stock lebte, hatte jene karitative Einrichtung schon 1959 als Alleinerbe eingesetzt.

Die Stiftungs-Anwältin behauptet, dass zum Nachlass der Teppichhändler nun auch das Geld aus dem Kachelofen zählt. Doch die Anwältin des Finders hält dagegen, dass auch spätere Hauskäufer den Schatz im Ofen versteckt haben könnten. Dann fiele das Geld nicht den Bethel-Stiftungen zu.

Das Landgericht erklärte zu Prozessbeginn erklärt, man werde anhand der Indizien "nicht spekulativ-abstrakt" entscheiden, wann das Geld von wem womöglich im Ofen versteckt wurde, sondern zu einem Urteil kommen, das "bei lebensnaher Betrachtung alle Umstände würdigt". Dafür brauchen die Richter nun aber doch mehr Informationen.

So soll die einstige Teppichhändlerin in hohem Alter im Gespräch mit einer späteren Hauskäuferin das Geheimnis des Ofens angedeutet haben: "Manche Leute verstecken ihr Geld ja im Ofen." Ob das so war, will das Gericht durch Zeugenbefragung klären. Auch wollen die Richter einen eigenen Eindruck vom Geldversteck gewinnen, haben dazu beim verklagten Lehrer das einzige Foto vom Kachelofen angefordert, bevor er abgerissen wurde. Ende Juni geht der Prozess weiter.

(wuk)
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