Mord in Düsseldorf-Hassels 31-Jährige tot - Ehemann stellt sich in der Türkei

Düsseldorf · 31-Jährige tot - Ehemann unter Verdacht: Erst soll der Mann seine Frau getötet haben, dann mit drei kleinen Kindern in die Türkei geflohen sein. Dort stellte er sich der Polizei

 Potsdamer Straße in Hassels: Hier lebte Yusra S. mit ihrem Mann Mehmet und den gemeinsamen drei Kindern.

Potsdamer Straße in Hassels: Hier lebte Yusra S. mit ihrem Mann Mehmet und den gemeinsamen drei Kindern.

Foto: Hans-Juergen Bauer

Der 32-jährige Mehmet S. aus Hassels steht unter Verdacht, am Freitag seine Frau in der gemeinsamen Wohnung An der Potsdamer Straße erdrosselt zu haben. Am Tag drauf stellt er sich in der Türkei der dortigen Polizei. Er war gemeinsam mit seinen drei kleinen Kindern zu seiner Familie geflogen. Der Anruf bei der Polizei kam in der Nacht zu Samstag: In einer Wohnung an der Potsdamer Straße in Hassels soll es einen Streit gegeben habe.

Es bestehe die Gefahr, dass in der Wohnung eine Frau getötet worden sei. Die Polizei fährt zur angegebenen Adresse. Es öffnet niemand. Die Beamten treten sofort die Tür ein. Der Verdacht des Anrufers bestätigt sich: In der Wohnung liegt die 31-jährige Yusra S. Sie wurde erdrosselt. Jede Hilfe kommt zu spät.

Die polizeilichen Ermittlungen beginnen. Sie ist dort in der Wohnung mit ihrem Mann Mehmet S. und drei kleinen Kindern gemeldet. Von der Familie fehlt jede Spur. Recherchen am Flughafen ergeben, dass der Mann mit seinen Kindern am Freitag abend in die Türkei geflogen und damit flüchtig ist.

Guido Adler, Leiter der Mordkommission, wird nervös. Erinnerungen an einen ähnlichen Fall aus Neuss werden wach: Dort hatte ein Mann seine Frau und später auch seine drei kleinen Kinder getötet. "Nicht schon wieder", denkt Adler und setzt alle Hebel in Bewegung, um den Mann zu finden und vor allem die Kinder zu schützen.

Parallel dazu spielen sich in der türkischen Familie des Verdächtigen offenbar dramatische Szenen ab. Seine Mutter will wissen, warum Mehmet nur mit den drei Kindern und ohne seine Frau nach Hause gekommen ist. Schließlich gesteht er, seine Frau Yusra getötet zu haben.

Die Familie macht Druck, drängt ihn, sich zu stellen. Das tut er dann auch am Samstagmittag bei einer türkischen Polizeidienststelle. Die meldet dies dem Bundeskriminalamt, die wiederum der Düsseldorfer Kripo und landet bei Guido Adler.

Er hatte mittlerweile gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft einen Haftbefehl gegen den Vater von drei Kindern erwirkt — und hat nun Gewissheit, dass der Ehemann dringend unter Tatverdacht steht. Staatsanwalt Matthias Ridder schreibt den Haftbefehl wegen Mordes aus Heimtücke aus. Warum Mehmet seine Frau Yusra ermordet, weiß zu diesem Zeitpunkt noch niemand. Auch am Sonntag konnten die Beamten noch keine Details berichten.

"Wir haben uns erst mal um die Fahndung gekümmert — und wollten wissen, wie es den Kindern geht", so Adler. Den dreien geht es offenbar gut, sie sind bei den Großeltern des Tatverdächtigen. Über diese Familie und weitere Kontakte in Deutschland erfuhr übrigens die Polizei von der Tat. "Sie haben eine Art Telefonkette gebildet und uns in die Wohnung geschickt", so Adler.

Der Tatverdächtige ist nach wie vor in der Türkei und kann dort auch bleiben. "Die Türkei muss ihn nicht ausliefern, er wird dort aber nach den gleichen Regeln vor Gericht gestellt wie in Deutschland", erklärt Ridder. Einzelheiten über die Familie — zum Beispiel die Frage, wo der Mann gearbeitet hat — müssen jetzt noch ermittelt werden.

Bislang steht nur fest, dass die Eheleute sich noch in der Woche vor der Tat eine kleine Auszeit voneinander nahmen. Mehmet reiste für zwei Tage zu seiner Schwester, die in der Nähe lebt. Dann kam er aber wieder zurück zu seiner Familie und geriet offenbar in Streit mit Yusra. Den bezahlte sie mit ihrem Leben.

(rl)
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