Reparaturkosten 3,5 Milliarden Euro 375 Brücken in NRW sind gefährdet

Düsseldorf · 375 Brücken in NRW sind "potenzielle Schadensbrücken" und somit gefährdet. Rot-Grün verlangt eine Ausweitung der Lkw-Maut, um die Reparatur der Infrastruktur zu finanzieren.

Neue Verkehrsführung vor der A1-Rheinbrücke
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Die Reparaturkosten für die maroden Brücken in NRW belaufen sich nach Angaben von NRW-Verkehrsminister Michael Groschek in den kommenden zehn Jahren auf 3,5 Milliarden Euro. Der SPD-Politiker erklärte bei einer Unterrichtung des Landtags zur Situation der Infrastruktur in NRW, 375 Querungen seien "potenzielle Schadensbrücken".

Unter besonderer Beobachtung steht die Rheinbrücke Neuenkamp bei Duisburg (A 40), die das Ruhrgebiet mit dem Niederrhein verbindet. Kritisch ist die Lage auch an sieben Großbrücken an der A 45 (Sauerlandlinie). Dort müssen Schwertransporte bereits jetzt über Landstraßen, die durch kleine Ortschaften führen, umgeleitet werden.

Verkehrsminister Groschek erklärte, das Gros an Brückenschäden werde durch den Lastwagenverkehr verursacht. Bei der Finanzierung der Reparaturkosten müsse das Verursacherprinzip greifen. "Wir brauchen eine Ausweitung der Lkw-Maut auch auf Landstraßen für Fahrzeuge ab 7,5 Tonnen", verlangte Groschek.

Bisher gilt die Maut nur auf Autobahnen und einigen Abschnitten von Bundesstraßen für Lastwagen ab zwölf Tonnen. Die Sperrung der Autobahnbrücke bei Leverkusen (A 1) für Fahrzeuge mit einem Gewicht von mehr als 3,5 Tonnen soll noch bis Ende März bestehen bleiben. Kranwagen mit hohen Achslasten und Lastwagen mit einem Gewicht von mehr als 44 Tonnen werden wahrscheinlich dauerhaft nicht mehr über diese Brücke fahren können.

Die Reparaturen seien nur eine Notmaßnahme bis zur Fertigstellung eines Ersatzbauwerks in etwa acht Jahren. "Wir hoffen, dass sie hält, bis der Neubau fertig ist", sagte Groschek. Ob das so sein werde, wisse niemand. Im Verkehrsbereich trage Deutschland eine politische Lebenslüge mit sich herum, meinte Groschek. "Auf allen Parteitagen wird beschlossen, die Lasten von der Straße auf die Schiene zu bringen - in Wirklichkeit ist genau das Gegenteil der Fall."

Für die Planung der Reparaturarbeiten ist der Landesbetrieb Straßen NRW zuständig. Dort fehlt es allerdings an qualifizierten Mitarbeitern. In den vergangenen fünf Jahren wurden dort mehr als 100 Stellen für Ingenieure abgebaut. Nun soll die Organisationsstruktur verbessert werden: Der Planungsbereich soll sich auf den Bereich Instandhaltung konzentrieren.

Keine Sperrungen geplant

Sorge bereitet den Experten nicht nur der Zustand der Autobahnbrücken. Derzeit führt der Landesbetrieb ein Nachrüstprogramm zur Erhöhung der Tunnelsicherheit durch. 38 Röhren sind betroffen. Zu den Problemfällen gehört unter anderem der Kiesbergtunnel in Wuppertal. Dort muss die gesamte Betriebstechnik erneuert werden. Zwischenzeitlich wurde sogar eine Schließung der Verbindung in Erwägung gezogen. Eine Sperrung sei aber derzeit nicht geplant, hieß es bei Straßen NRW.

Am Rande der Landtagssitzung wies SPD-Verkehrsexperte Jochen Ott die von Bundesverkehrsminister Peter Rausauer diskutierte Einführung einer Maut für Pkw zurück. Diese Lösung sei "unsozial", sagte Ott, da die Autobahnen in den Ballungsgebieten von NRW die Funktion von Stadtautobahnen hätten. Die CDU bemängelte, die Unterrichtung sei "enttäuschend". Rot-Grün müsse sich eingestehen, die Warnungen einer Projektgruppe zur Brückenertüchtigung seit 2010 nicht ernst genug genommen zu haben.

Bau-Pfusch

Nach Angaben eines Sprechers von StraßenNRW hat auch Pfusch am Bau die Brücken an den Rand der Belastbarkeit gebracht. Baufirmen hätten in der Vergangenheit aus Kostengründen an Material gespart und behördliche Vorgaben missachtet. Der ADAC sprach sich gegen eine Ausweitung der Mautgebühren aus. Die vorhandenen reichten aus, wenn sie ausschließlich für den Straßenunterhalt verwendet würden.

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