Fleher Brücke A46: Nach 33 Jahren endlich Lärmschutz

Düsseldorf · Die Fleher Brücke wurde 1979 eröffnet. Nun ist die Lärmschutzwand, die den Anwohnern damals versprochen wurde, fertig. Die Stadt will den Lärmschutz nächstes Jahr noch weiter verbessern.

 Die 1,50 Meter hohe blaue Wand schluckt Großteile des Lärms, der bisher von der Autobahn in die benachbarten Stadtteile schallte.

Die 1,50 Meter hohe blaue Wand schluckt Großteile des Lärms, der bisher von der Autobahn in die benachbarten Stadtteile schallte.

Foto: Endermann, Andreas

Die Anwohner der Brücke nennen es das "Wunder von Flehe". Erstmals seit mehr als 30 Jahren hören sie kaum noch etwas von der Autobahn, die nahe ihren Stadtteilen über den Rhein führt. Der Grund dafür ist die 1,50 Meter hohe und kräftig blaue Lärmschutzwand, die in den letzten Tagen des Jahres 2012 noch fertiggestellt wurde. Sie hat auf der Seite zur Fahrbahn eine offenporige Metallkonstruktion, hinter der sich Dämmwolle befindet. Dadurch "schluckt" die Wand große Teile des Schalls und beschert den Bürgern den lange ersehnten Lärmschutz. "Die brückennahen Haushalte sind voll des Lobes über die Entlastung", sagt Jürgen Borrmann, Sprecher der Fleher Bürger-Interessengemeinschaft, die für die Wand gekämpft hat. "Die Gesamtsituation hat sich spürbar verbessert und wird sich im nächsten Jahr nochmals verbessern."

Die Stadt Düsseldorf und der Landesbetrieb Straßen NRW planen für 2013 des "Wunders" zweiten und dritten Teil. Die Stadt hat nach Angaben des Ordnungsamts soeben den Auftrag für die Blitzer vergeben, die die neue Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h (früher 120 km/h) überwachen. Die Bauarbeiten sollen - wenn das Wetter mitspielt - bis Mitte April abgeschlossen sein. Anschließend werden die Ingenieure die Anlage eichen und testen. In Betrieb gehen die Blitzer voraussichtlich zwischen Mitte Mai und Anfang Juni. Die Anlage arbeitet im Gegensatz zu anderen in der Landeshauptstadt nicht mit Schleifen im Boden, sondern mit Lasern, wie Autofahrer es von mobilen Tempokontrollen der Polizei kennen.

Der Landesbetrieb Straßen NRW arbeitet parallel dazu an den Dehnungsfugen der Brücke, deren Schlaggeräusche den Lärm von der Autobahn noch verstärkt haben. Die alten Fugen bestanden aus Metallrillen. Bei jedem Fahrzeug, das darüber rollte, entstand deshalb ein Schlaggeräusch. Die neuen Fugen haben eine wellenförmige Oberfläche und dämpfen deshalb besser ab. In Fahrtrichtung Neuss sind die neuen Fahrbahnübergänge bereits eingebaut, im kommenden Jahr folgen die Dehnungsfugen in Fahrtrichtung Düsseldorf/Wuppertal. Das gesamte Projekt kostet nach Landesangaben rund neun Millionen Euro.

Mit all diesen Arbeiten findet eine mehr als 30 Jahre lange Verwaltungsposse ihr Ende, in der Bund, Land und Stadt die Verantwortung immer wieder vom einen zum anderen geschoben hatten. Mitte der Siebziger, als die Brücke gebaut wurde, erhielten die Anwohner die Zusage, dass "keine schädlichen Umwelteinwirkungen durch Verkehrsgeräusche hervorgerufen werden, die nach dem Stand der Technik vermeidbar sind". Dazu sollte noch vor Eröffnung der Brücke eine Lärmschutzwand gebaut werden. Die Feierlichkeiten im November 1979 fanden allerdings ohne Wand statt.

Mitte der 80er Jahre sagte das Rheinische Autobahnamt auf Nachfrage der Bürger zu, dass es prüfe, wie die Wand nachgerüstet werden kann. 1989 wurde die Lärmschutzwand dem Bundesverkehrsminister zur Genehmigung vorgelegt - und es passierte wieder nichts. Dann erfuhren die Anwohner, dass die Brücke nach neuen Lärm-Grenzwerten gar keine Schutzwand brauche, dann wieder erklärte die Bezirksregierung, die nötigen Gelder seien wegen des Aufbaus Ost leider nicht mehr vorhanden. Schließlich behaupteten die Behörden, eine Lärmschutzwand sei nie vorgesehen gewesen und überhaupt auch statisch gar nicht möglich.

Die Wende brachten schließlich 2010 der neue Verkehrsminister, sein Staatssekretär und einige Düsseldorfer Landtagsabgeordnete. Sie gaben ein neues Statik-Gutachten in Auftrag, fanden so heraus, dass eine 1,50 Meter hohe Wand sehr wohl möglich ist, und erteilten den Bauauftrag, der den Bürgern nach ihrem langen Kampf nun als ein Wunder erscheint.

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