Stau in der Stadt "Ab 2014 läuft der Verkehr besser"

Düsseldorf · Angeblich ist Düsseldorf die verkehrstechnisch langsamste Stadt Deutschlands, sagt eine Studie. Die Politik reagiert unterschiedlich auf diese Aussage. Unklar sind die Daten, auf denen sie beruht. Vor allem Baustellen behindern den Verkehr – und manche Verbesserung blieb auf der Strecke.

 Ein gewohntes Bild in Düsseldorf: Berufsverkehr, dann noch ein paar Baustellen oder gar Regen - und alles staut sich.

Ein gewohntes Bild in Düsseldorf: Berufsverkehr, dann noch ein paar Baustellen oder gar Regen - und alles staut sich.

Foto: Andreas Endermann

Angeblich ist Düsseldorf die verkehrstechnisch langsamste Stadt Deutschlands, sagt eine Studie. Die Politik reagiert unterschiedlich auf diese Aussage. Unklar sind die Daten, auf denen sie beruht. Vor allem Baustellen behindern den Verkehr — und manche Verbesserung blieb auf der Strecke.

Die Aussage einer Verkehrsstudie, wonach Düsseldorf die verkehrstechnisch langsamste Großstadt Deutschlands ist, hat im Rathaus — wie erwartet — nicht nur beim Verkehrsdezernenten Stephan Keller, sondern vor allem bei der bürgerlichen Mehrheit aus CDU und FDP nur Widerstand hervorgerufen. Vor allem ist man irritiert, dass es keinerlei Kontakte der ausführenden Unternehmensberatung Arthur Little mit den Experten im Rathaus oder der Rheinbahn gab. "Wir wissen nicht, auf welchen Daten diese Studie beruht," sagt Andreas Hartnigk(CDU), Aufsichtsrats-Vorsitzender der Rheinbahn. Nicht zuletzt deshalb hält er die Aussage für "Quatsch" und ist "entsetzt über die Unkenntnis" der Studien-Macher.

Die SPD sieht das etwas anders: "Dass Düsseldorf bei dem Mobilitätsvergleich der Wirtschaftswoche nicht gut abschneidet, sollte niemanden überraschen", sagt Matthias Herz, verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Ratsfraktion. "Trotz Staus und Pendlerströmen gibt die Stadtspitze seit Jahren bei ihren Entscheidungen dem Individualverkehr eindeutig den Vorrang. Das gilt auch für den Kö-Bogen, wo für mehr als 350 Millionen Euro neue Tunnel für Pkw gebaut werden." Vor allem die CDU zögere beim Vorrang für Bahnen, die Zukunft der Innenstädte gehöre nicht dem Auto.

Das sind Aussagen, die den CDU-Politiker Hartnigk erzürnen lassen. Kein anderes Verkehrsunternehmen sei so hoch angesehen wie die Rheinbahn, der man im VRR (Verkehrsverbund Rhein-Ruhr) eine herausragende Stellung zuspreche. Die Bahn sei hier sehr gut unterwegs, was Zufriedenheitsabfragen der Nutzer bestätigten. "Wir sind schneller als Zürich," sagt Hartnigk, und das sei auch der SPD bekannt.

Mit anderen Kollegen verweist er auf die spezielle Situation der Stadt, in der seit Jahren gebaut werde. Man stecke gerade viele hundert Millionen Euro in den U-Bahn-Bau, und diese Baustelle behindere den Verkehr natürlich massiv. Außerdem werde noch am Kö-Bogen gebaut. Aber man ist sich sicher: "Ab 2014 läuft der Verkehr hier besser!" 2014 soll die Wehrhahn-Linie fertiggestellt werden. Wie andere Städte leidet allerdings auch Düsseldorf an der gestrichenen oder verzögerten Realisierung von Zeit sparenden Entlastungsstrecken. Dafür gibt es in den vergangenen Jahren viele Beispiele:

Flughafenbrücke Avisiert war sie für 1988, fertig wurde sie jedoch erst 2001. Massive Einwände von Anwohnern und Naturschützern zögerten den Bau immer wieder hinaus, obwohl hunderttausende von Messe-Besuchern in endlosen Staus standen. Nach Fertigstellung der Brücke entspannte sich die Lage drastisch.

Rheinquerung Lörick Die neue Brücke würde schon in den 1980er Jahren von der Rheinbahn gefordert. Sie würde den Bahn-Pendlern aus linksrheinischen Nachbargemeinden den Weg in den Düsseldorfer Norden erheblich vereinfachen und sehr viel Zeit sparen. Sie scheiterte bisher an finanziellen Fragen und an sofort laut werdenden Protesten von Anwohnern. Nun steht sie erneut auf dem Plan.

Umgehung Flingern, Oberbilk und Gerresheim Die Umgehungsstraßen dieser Stadtteile sind teilweise auf dem Papier fertig, gebaut wird wohl nur die Trasse, die den Verkehr aus Oberbilk herausführen soll. Die anderen haben auf Sicht kaum eine Chance — weil sie zusammen rund 120 Millionen Euro kosten würden. Das kann die Stadt nicht leisten, weil es keine Zuschüsse mehr gibt.

Wehrhahnlinie Auch diese neue U-Bahn sollte ursprünglich länger und damit effektiver sein. Verkürzt wurde sie aus Kostengründen.

(RP/jco)
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