Düsseldorf Anwohner fürchten noch mehr Bahn-Lärm

Düsseldorf · Die Deutsche Bahn hat erklärt, dass entlang der Düsseldorfer Güterzug-Strecke keine Lärmschutzwälle gebaut werden. Die Betroffenen fürchten, dass der Krach mit dem Güterverkehr zunimmt. Elleraner Ingenieur tüftelt an neuem System.

 Wenn die Bahn kommt, wird's laut am Eller Kamp. Evelyn Prüfer und Marcus Fossel haben ihre Häuser ganz in der Nähe der Güterzug-Strecke.

Wenn die Bahn kommt, wird's laut am Eller Kamp. Evelyn Prüfer und Marcus Fossel haben ihre Häuser ganz in der Nähe der Güterzug-Strecke.

Foto: Andreas Bretz

Als Evelyn Prüfer vor 25 Jahren ihr Haus am Kamper Weg kaufte, da war ihr die Bahnlinie schon bewusst, die hinter den Bäumen gegenüber verläuft. Doch damals, sagt sie, fuhren deutlich weniger Güterzüge über die Strecke als heute. "Inzwischen sind es vor allem nachts deutlich mehr."

Auch wenn die Fenster geschlossen sind, ist es nicht zu überhören. Ein Grollen in der Ferne, das immer lauter wird und sich schließlich langsam verliert. 134 mal am Tag passiert das, das hat die Bahn zumindest für das vorige Jahr so angegeben, in diesem sollen es durchschnittlich sogar 144 sein.

Marcus Fossel wohnt gleich nebenan, und auch er wusste, dass es die Bahnstrecke dort gibt. Mit dem Lärm haben er und seine Familie sich arrangiert, ebenso Evelyn Prüfer, die ihren Garten liebt und sagt: "Ich denke nicht daran, hier wegzuziehen."

Dafür nehmen die Anwohner am Eller Kamp dann eben in Kauf, dass sie selbst im heißesten Sommer nicht bei geöffnetem Fenster schlafen können. Nachts, sagen Prüfer und Fossel, ist der Lärmpegel besonders hoch, und das nicht nur, weil dann kaum ein anderes Geräusch die Ruhe am Kamper Weg stört. "Nachts fahren oft viel längere Züge. Die sind dann zwar langsamer — aber der Krach nimmt kein Ende." Und trotzdem, sagen beide, sind sie bereit, das zu akzeptieren. "Nur noch mehr Lärm — das wäre nicht zu ertragen", sagt Fossel. Genau damit aber rechnen die Anlieger der Bahnlinie, die sich in Grafenberg und Gerresheim bereits zum Protest formiert haben: Sie gehen nach aktuellen Verkehrsprognosen davon aus, dass sich die Zugbewegungen auf der Strecke in den nächsten zwölf Jahren nahezu verdoppeln werden. Viel Hoffnung haben Fossel und Prüfer nicht: "Lärmschutz kostet Geld — das will keiner ausgeben."

Weiter südlich kämpft die Bürgerinitiative Pro Rheintal schon seit Jahren gegen dasselbe Problem: Veraltete Technik, überlange Züge, zu hohe Geschwindigkeit nennt die Initiative als Hauptgründe für den Dauerlärm und fordert bessere Technik und für alle Güterzüge, die nicht mit modernen (und leiseren) Kunststoffbremsen ausgerüstet sind, ein Nachtfahrverbot — Forderungen, denen sich auch die Anlieger der Düsseldorfer Güterzug-Strecke anschließen.

Ausgerechnet aus Eller könnte im Kampf gegen den Bahnlärm ein wichtiger Baustein stammen. Der Düsseldorfer Ingenieur Hans-Joachim Zeidler hat ein Lärmverhinderungssystem entwickelt und patentieren lassen, das direkt an den Schienen montiert den dort entstehenden Lärm schlucken soll. Der Clou daran: Zeidlers Erfindung muss höchstens 72 Zentimeter hoch sein — monströse Lärmschutzwände wären damit überflüssig. Frank Groß von Pro Rheintal hat die Erfindung bereits im Beirat vorgestellt, in dem Vertreter der Bahn, der Politik und der Bürgerinitiativen Lösungen für das Lärm-Problem diskutieren. Das Verkehrsministerium, sagt Groß, habe bereits Interesse signalisiert. Jetzt werden ein Hersteller und eine Teststrecke im Rheintal gesucht. Groß: "Wenn das klappt, wird sich der Lärmschutz in Deutschland verändern."

Bis dahin aber drängen die Initiativen am Mittelrhein ebenso wie in Grafenberg und Gerresheim auf schnelle Modernisierung der Güterzug-Flotte, auf Tempolimits in Wohngebieten und auf Lärmminderung an Rädern und Schienen.

(RP)
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